„Habe Mut zu dir selbst, und suche deinen eigenen Weg. Erkenne dich selbst, bevor du Kinder zu erkennen trachtest. Leg dir Rechenschaft darüber ab, wo deine Fähigkeiten liegen, bevor du damit beginnst, Kindern den Bereich ihrer Rechte und Pflichten abzustecken. Unter ihnen allen bist du selbst ein Kind, das du zunächst einmal erkennen, erziehen und ausbilden musst. Es ist einer der bösartigsten Fehler anzunehmen, die Pädagogik sein die Wissenschaft vom Kind – und nicht zuerst die Wissenschaft vom Menschen.“ (Janusz Korczak)
1. Allgemeine Informationen zum Fach Erziehungswissenschaft an der GEE
Seit 1995 wählen die Schülerinnen und Schüler der GEE bereits am Ende des 10 Jahrgangs das Fach Erziehungswissenschaft als ihren zukünftigen Leistungskurs. Ab dem Schuljahr 2016 /17 wird das Fach auch als Grundkurs angeboten. Zwar werden für das Fach wenige spezielle Kenntnisse vorausgesetzt, doch haben die Schülerinnen und Schüler bereits vielfältige Erfahrungen in erzieherischen Feldern gesammelt, nämlich in Familie, Kindergarten, Schule, Jugendgruppe, im Fach Gemeinnützig Handeln oder in der Schülerhilfe. Einige aus Realschulen hinzukommende Schülerinnen und Schüler kennen es schon aus dem Wahlpflichtbereich.
2. Inhalte des Faches Erziehungswissenschaft:
Was versteht man unter Erziehung und Bildung? Wie beeinflussen Menschen einander gegenseitig durch Erziehung? Wie erzieht man in anderen Kulturen? Welchen Einfluss hat der Lauf der Geschichte auf die Erziehung? Wie entwickelt sich ein Mensch von der Geburt bis ins hohe Alter? Wie lernt der Mensch? Welche Rahmenbedingungen und Spielräume braucht er, um zu sich selbst zu finden und zugleich ein verantwortungsbewusster Teilnehmer im sozialen Miteinander zu werden?
Diese und andere Fragen sind Ausgangspunkte, um die Erziehungswirklichkeit zu erschließen.
Hierzu werden erziehungswissenschaftliche Theorien, aber auch Erkenntnisse aus Nachbarwissenschaften, vor allem der Soziologie, Psychologie sowie der Philosophie, Geschichte und Biologie herangezogen, um ein Orientierungswissen zu gewinnen, womit man die Fragen beantworten, kritisch überdenken oder neue Fragen entwickeln und an die Praxis herantragen kann.
In der Einführungsphase beschäftigen wir uns mit der Klärung von Grundbegriffen und grundlegenden Methoden in den beiden Inhaltsfeldern „Bildungs- und Erziehungsprozesse“ und „Lernen und Erziehung“, in der Qualifikationsphase vertiefend in den Inhaltsfeldern „Entwicklung, Sozialisation und Erziehung“, „Identität“, „Werte, Normen und Ziele in Erziehung und Bildung“ und „pädagogische Professionalisierung in verschiedenen Institutionen“.
3. Ziele des Faches Erziehungswissenschaft
Im Fach Erziehungswissenschaft geht es u.a. darum, menschliche Entwicklung besser zu verstehen, Grundlagen der Erziehung kennenzulernen, historische Zusammenhänge von Erziehung und Bildung zu erkennen, Strukturen innerhalb sozialer Lebensformen nachzuvollziehen, Erkenntnisse verschiedener Lerntheorien zu durchschauen und sinnvoll für das eigene Lernen zu nutzen, aber auch Kommunikationsfähigkeit und Teamfähigkeit zu trainieren und die pädagogische Handlungs- und Urteilsfähigkeit zu fördern.
4. Methoden des Faches Erziehungswissenschaft
Im Pädagogikunterricht wird theoretisch, aber nach Möglichkeit auch praktisch gearbeitet. Die Themen werden oft in Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Texten erarbeitet, wie etwa mit Fallbeispielen, Berichten, Erzählungen, wissenschaftlichen Quellen, aber auch mit Bildern, Filmen und Expertenbefragungen oder durch Exkursionen und Erkundungen, z.B. im Kindergarten oder in anderen Schulformen. Entsprechend werden unterschiedliche Herangehensweisen an die Materialien geübt, vor allem zur Erschließung, Aufbereitung und strukturierten Umsetzung von Texten, Bildern und Filmen, aber auch zur Beobachtung und Auswertung des Beobachteten unter fachlichen Gesichtspunkten. Hinzu kommen unterschiedliche Formen der Teamarbeit, der Präsentation des Erarbeiteten bis hin zu angeleitetem Lernen durch Lehren.
5. Bedeutung des Faches Erziehungswissenschaft
Einerseits ist bietet der Pädagogikunterricht die Möglichkeit, eine Entdeckungsreise zu sich selbst durchzuführen: Wie bin ich geworden, wer ich bin? Wie habe ich Erziehung erlebt und wahrgenommen? Wie kann ich Menschen besser verstehen? Wie kann ich mich selbst entwickeln und erziehen, damit ich selbst ein guter Erzieher werden kann?
Andererseits bietet der Pädagogikunterricht eine gute fachliche Grundlage für alle, die ein Studium oder eine Ausbildung in einem sozialen, psychologischen oder pädagogischen Berufsfeld anstreben – für viele Schülerinnen und Schüler, die schon genauere Vorstellungen über ihre berufliche Zukunft haben, ein wichtiger Grund, das Fach zu wählen. Genauso kann es aber auch für Unentschlossene eine Orientierungshilfe bieten. Darüber hinaus kann es durchaus hilfreich sein, auch in anderen Berufsfeldern menschliches Verhalten und dessen Hintergründe zu verstehen. (mein, 2016)