Berufsorientierung
Zur Lebensgestaltung gehört eine
qualifizierte Berufsorientierung.
Mit dem Einstieg in das Berufsleben beginnt für die Menschen ein neuer Lebensabschnitt. Jeder Mensch muss deshalb sein persönliches Profil kennen um seinen beruflichen Platz in der Gesellschaft finden zu können.
Wir verstehen die Vorbereitung der Berufswahl als integrierten Bestandteil unserer Bildungsarbeit und konzentrieren
uns auf:
Theoretische Vorüberlegungen
Sind Unterricht und Erziehung nicht in einem bloß spekulativen Raum oder einer „pädagogischen Provinz“ angesiedelt, sondern Bestandteil von gesellschaftlicher Realität, dann gehört zu ihrem Auftrag auch die Hinführung auf die Arbeitswelt. Berufsorientierung und die Hinführung zu einer persönlichen Lebensplanung sind zentrale Aufgaben schulischer Arbeit.
Ihre Konkretisierung erweist sich dabei allerdings als sehr schwierig. Zu bedenken ist nämlich,
- dass sich die Arbeitswelt ständig verändert (Veränderung der Berufsbilder, neue Berufe, andere Beschäftigungsformen),
- dass die Arbeit in ein soziales, kulturelles, politisches und ökologisches Umfeld eingebettet ist,
- dass persönliche Neigungen, Fähigkeiten und Entscheidungen für die eigene Lebensplanung (Fragen des zukünftigen Lebens in Familie und Beruf, Verbindung von Arbeit und Freizeit) Möglichkeiten und Stellenwert der Inhalte bestimmen,
- dass überkommenes Rollendenken von Mädchen und Jungen die Berufswahl beeinflusst,
- dass der Verlust von „Erwerbs“-Arbeitsplätzen besondere Aktivitäten bei der Suche nach alternativen Tätigkeiten zum Beispiel im „dritten Arbeitssektor“ (ehrenamtliches Arbeiten, Bürgerarbeiten) verlangt,
- dass die Fragen nach der gerechten Verteilung von Arbeit und nach ihrer Entlohnung angesprochen werden müssen,
- dass die Bedeutung der Arbeit grundsätzlich in Frage gestellt werden kann (Leben um Geld zu verdienen oder Geld verdienen um zu leben).
Bemüht man sich den aufgezeigten Probleme ansatzweise gerecht zu werden, dann müssen die Handlungs- und Erfahrungsbereiche Familien- und Erwerbsarbeit, die Arbeit in gesellschaftlichen und sozialen Feldern sowie die Beachtung persönlicher Neigungen und Fähigkeiten Gegenstand des schulischen Angebotes sein.
Die Berufs(wahl)orientierung und Lebensplanung zielen damit
- auf den Erwerb „von Qualifikationen zur Persönlichkeitsentwicklung (Eigeninitiative, Selbstständigkeit, Verantwortung, Selbstwahrnehmung und Selbstbehauptung) in einer durch Arbeit bestimmten Gesellschaft“,
- auf den Erwerb von Kenntnissen über (veränderte) Gegebenheiten in der Arbeitswelt (Entwicklung unterschiedlicher Arbeitsmärkte und -organisationen, Technisierung, Internationalisierung, Wandel in den Ausbildungs- und Berufswegen, informelle Arbeit, Eigenarbeit und gemeinnütziges Handeln),
- auf den Erwerb „von Einsichten in das komplexe Zusammenwirken personaler, ökonomischer, technischer, sozialer, ökologischer und politischer Bedingungen, unter denen sich Arbeit vollzieht.“ (zitiert aus den Richtlinien und Lehrplänen für das Fach Arbeitslehre in der Sekundarstufe I der Gesamtschule, 1998, S. 28f.)
Für das Schulprogramm unserer Schule ergeben sich daraus wenigstens die folgenden Konsequenzen:
- Berufsorientierung und Lebensplanung sind wesentliche Bestandteile des Schulprogramms.
- Die Befähigung zu persönlicher Berufs(wahl)- und Lebensplanentscheidung sind Maßstab für den Erfolg des schulischen Angebots.
- Tatsächliche Gegebenheiten, aber auch erkennbare Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt (Wandel der Normalarbeitsverhältnisse, neue Berufe, Tätigkeiten im gemeinnützigen dritten Sektor) beschreiben Inhalte des berufsorientierten Programms.
- Die Beachtung der Komplexität technischer, wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer, politischer, aber auch ethischer Fragestellungen bestimmt die Auswahl der Arbeitsschwerpunkte.
- Neben theoretischen Informationen, die multimedial erarbeitet werden können/müssen, ist praktisches, projektorientiertes, selbstverantwortliches, die eigenen Wünsche und Fähigkeiten berücksichtigendes Arbeiten für die Auswahl der Methoden von besonderer Bedeutung.
- Die Vernetzung mit außerschulischen Institutionen, das Aufsuchen außerschulischer Lernorte, die Einladung von Experten und die Erarbeitung/Durchführung unternehmerischer Konzepte im Rahmen von SchülerInnenfirmen und Freiwilligenagenturen sind wichtige Hilfen für den Erwerb der genannten Fähigkeiten und Fertigkeiten.
- In einem „Berufswahlfahrplan“ sollen die Einzelmaßnahmen nach Klassenstufen geordnet und möglichst in einen fächerübergreifenden Zusammenhang gestellt werden, sodass am Ende der Entwicklungsarbeit ein standardisiertes Programm zur Verfügung steht. Dieses muss aktuellen Erfordernissen angepasst und somit ständig optimiert werden. Da dieser Prozess in unserer Schule erst am Anfang steht, kann hier noch kein fertiges Produkt vorgestellt werden. Vielmehr sollen der heutige Zustand und als Ergänzung einige Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.