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2.3 Lernhaltung aneignen

Eine qualifizierte Teilnahme an unserer sich immer schneller verändernden Gesellschaft (z. B. neue Medien, Globalisierung des Arbeitsmarktes) setzt voraus, dass unsere SchülerInnen am Ende ihrer Schulzeit in der Lage sind, selbstständig weiterzulernen. Vor allem die moderne Berufswelt erwartet MitarbeiterInnen, die ihr ganzes Leben lang lernen. Das setzt neben den bereits genannten Teilaspekten zur Lernkompetenz auch eine positive Grundhaltung unserer SchülerInnen zum Lernen voraus.

Unsere Schule hat sich zur Aufgabe gemacht, die SchülerInnen beim Aufbau einer positiven Lernhaltung zu unterstützen, auch wenn der Einfluss der Schule auf die Lernhaltung nur gering ist. Dennoch wollen wir unsere Möglichkeiten nutzen um unseren SchülerInnen einen kleinen, aber durchaus entscheidenden Vorteil zu verschaffen.

2.3.1 Äußere Motivation

Eine Schule, die durch ein ausgefeiltes Differenzierungssystem allen SchülerInnen möglichst lange alle Schulabschlüsse offen hält, ist motivationsfördernd. Unser System ermöglicht uns Leistung sehr schnell und individuell dadurch anzuerkennen, dass die SchülerInnen ihre Abschlussprognosen verbessern.

Mit unserem System der Leistungsdifferenzierung sprechen wir SchülerInnen mit den unterschiedlichsten Leistungsfähigkeiten an. Dementsprechend integrieren wir eben auch SchülerInnen mit den verschiedensten persönlichen Voraussetzungen unter einem Dach. Diesem Umstand begegnen wir mit einem Wahlpflichtsystem. Neben einem verbindlichen Fächerkanon für alle haben die SchülerInnen bei uns die Gelegenheit ihre Begabungen und Interessen in unterschiedlichen Fächern kennen zu lernen und weiterzuentwickeln.

Einerseits können sie also auf der Basis ihrer individuellen Leistungsfähigkeit ihren Begabungen und Interessen entsprechend zum Schulerfolg kommen. Andererseits lernen sie, dass unterschiedliche Begabungen und Fähigkeiten keine Wertungen beinhalten und dass so jeder seinen Platz zunächst in der Schule und später auch in der Gesellschaft finden kann. Dies sind unverzichtbare Grundvoraussetzungen für ihre Motivation.

2.3.2 Innere Motivation

Die Vermittlung von Lerninhalten lebt von der Motivation derer, die sie vermitteln, und derer, die sie lernen. Unser LehrerInnenkollegium besteht zum größten Teil aus KollegInnen, die sich in ihrem Beruf engagieren und begeisterungsfähig sind. Wir arbeiten intensiv an den Bedingungen für ein Unterrichtskonzept, das die Motivation der SchülerInnen für die Lerninhalte fördert. Nach unserer Auffassung spielen hier neben der Begeisterungsfähigkeit der Lehrerin bzw. des Lehrers vor allem drei Aspekte eine Rolle: Der Lerninhalt muss das Interesse der SchülerInnen erwecken, er muss den SchülerInnen neue Erkenntnisse in Aussicht stellen und er muss in den SchülerInnen das Gefühl hervorrufen, dass sie diese mit eigenen Mitteln auch erkennen können.

Wir sprechen hier also von einem Unterricht, in dessen Mittelpunkt ein Problem steht, für das die SchülerInnen in erster Linie Interesse entwickeln können. Gleichzeitig muss dieses Problem so dosiert sein, dass sie es nicht ohne weiteres lösen können, gleichsam aber das Gefühl haben, es mit angemessenem Einsatz lösen zu können. Durch einen so konzipierten, problemorientierten Unterricht bauen die SchülerInnen im Laufe ihrer Schulkarriere immer differenziertere Lösungsstrategien auf, mit denen sie unterrichtlichen Erfolg haben und die gesellschaftlichen Probleme angehen.

2.3.3 Selbstdisziplin

Zur Selbstdisziplin gehört die Bereitschaft sich anzustrengen und anvisierte Ziele ausdauernd zu verfolgen. Bereits für die SchülerInnen des Jahrgangs 5 sollte an die Stelle von täglichen Hausaufgaben die Arbeit an Wochenplänen treten. Das heißt, die SchülerInnen bekommen in den Hauptfächern für die ganze Woche Aufgaben, die sie erfüllen, wann sie möchten; sie müssen aber zu bestimmten Terminen fertig sein. Der Wochenplan kann durchaus auch Problemstellungen enthalten, die über die Anwendung des im Unterricht Erlernten hinausgehen. Insgesamt hat er sich allerdings noch nicht in allen Klassen durchgesetzt.

Von zunehmender Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Projektarbeit, die in einzelnen Fächern jeweils eine Klassenarbeit ersetzt. Hier müssen die SchülerInnen über einen längeren Zeitraum selbstständig bestimmte, in größeren Zusammenhängen stehende Aufgaben erfüllen und ihre Arbeit, Lösungsansätze und Lösungen in angemessener Weise darstellen. Die Projektarbeit wird in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen. An einem einheitlichen und fachübergreifendem Konzept wird derzeit gearbeitet.

2.3.4 Kooperation – Teamfähigkeit

Die Begabung- und Leistungsvielfalt an der Gesamtschule erfordert ein hohes Maß an Kooperation der SchülerInnen untereinander. In gezielt angelegten Gruppenarbeiten profitieren die leistungsschwachen von den leistungsstarken SchülerInnen, aber auch umgekehrt: Wenn es im Unterricht um die Lösung von wohldosierten Problemen geht, dann finden die SchülerInnen an unserer Schule in der Regel Lösungen auf ganz verschiedenen Abstraktionsniveaus. Das führt zu einer gewissen Bodenständigkeit. In Übungsphasen helfen die schnelleren SchülerInnen den langsameren. Der Nutzen der langsameren SchülerInnen liegt auf der Hand. Der Nutzen der schnelleren SchülerInnen ist hier aber nicht geringer. Sie sind gezwungen, ihre eigenen besonderen Fähigkeiten angemessen und einfühlsam zur Unterstützung anderer einzusetzen. Dafür lassen wir in Unterrichtsstunden und auch im Stundenplan (Arbeitsstunden, Mittagspausen) ganz gezielt Platz.

Gleichzeitig machen unsere SchülerInnen in den verschiedenen Fächern die Erfahrung, dass sich die Fähigkeiten und Begabungen anders verteilen. So erhält jede/r SchülerIn seine Wertschätzung und seine Rolle in der gesamten Lerngruppe. Die SchülerInnen lernen, dass jede/r andere SchülerIn nutzbare Fähigkeiten besitzt, die es zu einem erfolgreichen Gruppenergebnis sinnvoll einzusetzen gilt. Unterstützt wird dieses Prinzip dadurch, dass vor allem der Unterricht in den unteren Jahrgängen idealerweise zum größten Teil von den beiden Klassenlehrern abgedeckt wird.

Alles in allem sind unsere Möglichkeiten zur Förderung von Kooperations- und Teamfähigkeit für den modernen Arbeitsmarkt von unermesslichem Wert. Allerdings fehlen uns für eine konsequente Nutzung die SchülerInnen, die in der GesamtschülerInnenpopulation die Leistungsspitze bilden. Das ist ein Problem, das wohl nur auf der politischen Ebene zu lösen ist und das in den kommenden Jahren viele Diskussionen anregen wird.

2.4 Lernstrategien einüben

2.4.1 Problemlösefähigkeit

Ausgehend von dem Satz „Leben heißt Problemlösen“ (Karl R. Popper) stellen wir fest, dass in einer immer komplexeren Welt immer höhere Anforderungen gestellt werden. Um in dieser Welt bestehen zu können, muss man in der Lage sein Probleme zu lösen.

Diese Probleme zeigen sich im Beruf, selbst in „einfachsten Berufen“. So stellt bereits der Verkauf eines Autos eine Aufgabe, bei der eine ganze Anzahl von Fähigkeiten (genannt seien hier nur Verkaufspsychologie, Prozentrechnung, Überschlagsrechnung, Sachkenntnis, Vertragsabwicklung und Verhandlungsstrategie) erforderlich ist. Eine Friseurin, die eine Gruppe bei einem Filialisten leitet und dafür 100 DM im Monat mehr verdient als ihre Kolleginnen, muss über Leitungsfähigkeiten verfügen. Sie muss in der Lage sein tabellarische Dienstpläne zu erstellen, sie muss über Grundlagen des Konfliktmanagements verfügen und entscheidungsfähig sein. In immer mehr Berufen wird zudem auf Grund von Organisationsumstellungen Teamarbeit erwartet und es werden die damit verbundenen Fähigkeiten verlangt.

Nicht nur im Managementbereich von Firmen, sondern auch im Handwerk und erst recht bei Selbstständigen sind viele und vielseitige Fähigkeiten gefragt, die weit über die Erledigung von Routineaufgaben hinausgehen. Man stelle sich allein die Aufgabe vor, (auf 630 DM-Basis) eine Caféteria an einer Gesamtschule zu leiten.

Im Alltag stellen sich ebenso komplexe Aufgaben. Familienmanagement erfordert Finanzplanung, Terminplanung, Krisen- und Konfliktlösung, pädagogische Strategien. Die Auseinandersetzung mit Ämtern (Steuererklärung, Vernehmungsprotokolle, BAföG-Antrag) ist manchmal kaum ohne Hilfe zu bewältigen. Kreditabwicklung und Tarifsuche (Klein- und Baukredite, Überziehungskredit, Hypotheken, Strom- und Handytarife, Internetproviderwahl) sind komplex und führen in vielen Fällen zu Überschuldung, weil sie kaum zu beherrschen sind.

Die weitgehend selbstständige Planung des Studiums überfordert manchen Studenten und lässt ihn das Studium abbrechen. Examensarbeiten und Prüfungen sind Projekte, die langfristige Planung erfordern. Die Beschaffung von Informationen für und in Studium und Weiterbildung muss gelernt sein.

2.4.2 Lösen komplexer Probleme

Bei der Aufstellung eines Verlaufs zum Lösen komplexerer Problemstellungen ähnlich dem forschend-entwickelnden Unterrichtsverfahren nach Schmid-Rosenberger ergeben sich fünf Teilschritte.

2.4.2.1 Auswahl und Definition der Aufgabe

Hierzu gehören Aufgabenbeurteilung, Selbsteinschätzung, Menschenkenntnis, Situations- und Terminmanagement, Zielorientierung, Delegationsarbeit und Teamfähigkeit.

Sofern dies möglich ist, kann die Aufgabe selbst ausgewählt oder zumindest bejaht oder abgelehnt werden. So kann beispielsweise eine Steuererklärung, die als zu komplex angesehen wird um sie selbst zu erstellen, an einen Steuerberater weitergereicht werden. Ebenso kann ein Vorgesetzter eine Aufgabe an einen Untergebenen delegieren oder sie an einen Spezialisten weiterreichen.

Dazu muss der Problemlöser in der Lage sein, die gestellte Aufgabe in ihren verschiedenen Aspekten zu beurteilen. Zudem muss er in Bezug auf diese Aufgabe einschätzen, welche Fähigkeiten und Einstellungen er hat (bzw. der, dem er die Aufgabe eventuell übertragen möchte). Er muss zudem die äußeren Bedingungen bedenken, was ein situatives und ein Terminmanagement erfordert. Und er muss unbedingt in der Lage sein, Ziele zu erkennen oder zu setzen, und über das Geschick verfügen Aufgaben aufzuteilen und zu delegieren.

2.4.2.2 Informationsbeschaffung

Hierzu gehören Lesen, Hören, Experimentieren, Beobachten, Befragen, Analysieren, Messen, Betrachten, Demontieren und Diskutieren.

Die Schlüsselrolle im Informationsbeschaffungsprozess übernehmen die Medien. Der Problemlöser muss über Medienkompetenz verfügen. Er muss in der Lage sein sich Informationen aus Zeitungen, Zeitschriften, Fachbüchern, von Fachleuten und Kollegen, aus dem Fernsehen, Rundfunk oder Internet zu verschaffen. Er muss in der Lage sein Objekte zu analysieren, zu demontieren (z. B. Automotoren), Messungen durchzuführen oder durch Beobachtung von Vorgängen Informationen zu sammeln.

2.4.2.3 Informationsaufbereitung

Hierzu gehören Strukturieren, Analysieren, Synthetisieren, Katalogisieren und Abstrahieren.

Der Aufbereitung der gewonnenen Informationen dienen Methoden wie das Anlegen von Sammlungen (Karteikarten, Stichwortsammlung, Anlegen von Ordnern, Tagebücher, Skizzen, Versuchsprotokolle), Darstellung in Tabellen und Übersichten und die Abstraktion in Zeichnungen, Modellbildung, Rechnungen und Formeln.

2.4.2.4 Ausführung der Lösung

Hierzu gehören Handeln, Produzieren, Fixieren, Zeichnen, Merken, Weitergeben, Ausstellen und Aufschreiben.

Das Ergebnis des Problemlöseprozesses ist dann ein fertiges Produkt, ein Arbeitsplan, eine geschriebene Rechnung, ein Abschluss, ein Modell, ein Dienstplan, eine Steuererklärung, ein Referat, eine Klausur, ein geschriebener Artikel oder eine Hausarbeit.

2.4.2.5 Bewertung der Lösung

Im Sinne eines Weiterlernens und einer Verbesserung der Ergebnisse steht am Ende ein Controlling, das dann auf spätere Problemlösedurchgänge einwirkt. Hier geschehen sowohl Selbstbewertung als auch Fremdbewertung. Es wird beurteilt, benotet, kritisiert, prämiert, bei negativer Einschätzung eventuell entsorgt und neu begonnen.

2.4.2.6 Folgerungen für den Unterricht

Aus der oben beschriebenen Gliederung und der zunehmenden Wichtigkeit von Problemlöseprozessen in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft ergeben sich für unsere Schule einige Forderungen:

  • Unterricht muss sich von der Anhäufung von Wissen weg in Richtung auf Beschaffung und Anwendung von Wissen hin bewegen (Erziehung zur Handlungsfähigkeit statt „Nürnberger Trichter“).
  • Des Weiteren muss Unterricht lebensnaher werden: Die Aufgabenkultur in der Schule muss sich den Problemstellungen in Alltag und Beruf, Studium oder Weiterbildung annähern. Dazu muss die oben beschriebene Problemlösungsstruktur Hauptbestandteil des Unterrichts werden. Selbstständigkeit, Zielorientierung, Medien- und Methodenkompetenz, Selbsteinschätzung, Selbstbewertung, Teamfähigkeit und Handlungskompetenz müssen zentrale Bausteine des Unterrichts werden, dem sich die Inhalte unterzuordnen haben.
  • Das Diktat des Stoffes muss der Entwicklung der Problemlösefähigkeit weichen.
  • Schließlich müssen die SchülerInnen diejenigen sein, die im Unterricht handeln, und nicht die LehrerInnen (Handlungsorientierung statt Lehrerzentrierung).

Schulprogramm-Säule III – Berufsorientierung

Berufsorientierung

Zur Lebensgestaltung gehört eine
qualifizierte Berufsorientierung.
 

Mit dem Einstieg in das Berufsleben beginnt für die Menschen ein neuer Lebensabschnitt. Jeder Mensch muss deshalb sein persönliches Profil kennen um seinen beruflichen Platz in der Gesellschaft finden zu können.

Wir verstehen die Vorbereitung der Berufswahl als integrierten Bestandteil unserer Bildungsarbeit und konzentrieren
uns auf:

Theoretische Vorüberlegungen

Sind Unterricht und Erziehung nicht in einem bloß spekulativen Raum oder einer „pädagogischen Provinz“ angesiedelt, sondern Bestandteil von gesellschaftlicher Realität, dann gehört zu ihrem Auftrag auch die Hinführung auf die Arbeitswelt. Berufsorientierung und die Hinführung zu einer persönlichen Lebensplanung sind zentrale Aufgaben schulischer Arbeit.
Ihre Konkretisierung erweist sich dabei allerdings als sehr schwierig. Zu bedenken ist nämlich,

  • dass sich die Arbeitswelt ständig verändert (Veränderung der Berufsbilder, neue Berufe, andere Beschäftigungsformen),
  • dass die Arbeit in ein soziales, kulturelles, politisches und ökologisches Umfeld eingebettet ist,
  • dass persönliche Neigungen, Fähigkeiten und Entscheidungen für die eigene Lebensplanung (Fragen des zukünftigen Lebens in Familie und Beruf, Verbindung von Arbeit und Freizeit) Möglichkeiten und Stellenwert der Inhalte bestimmen,
  • dass überkommenes Rollendenken von Mädchen und Jungen die Berufswahl beeinflusst,
  • dass der Verlust von „Erwerbs“-Arbeitsplätzen besondere Aktivitäten bei der Suche nach alternativen Tätigkeiten zum Beispiel im „dritten Arbeitssektor“ (ehrenamtliches Arbeiten, Bürgerarbeiten) verlangt,
  • dass die Fragen nach der gerechten Verteilung von Arbeit und nach ihrer Entlohnung angesprochen werden müssen,
  • dass die Bedeutung der Arbeit grundsätzlich in Frage gestellt werden kann (Leben um Geld zu verdienen oder Geld verdienen um zu leben).

Bemüht man sich den aufgezeigten Probleme ansatzweise gerecht zu werden, dann müssen die Handlungs- und Erfahrungsbereiche Familien- und Erwerbsarbeit, die Arbeit in gesellschaftlichen und sozialen Feldern sowie die Beachtung persönlicher Neigungen und Fähigkeiten Gegenstand des schulischen Angebotes sein.

Die Berufs(wahl)orientierung und Lebensplanung zielen damit

  • auf den Erwerb „von Qualifikationen zur Persönlichkeitsentwicklung (Eigeninitiative, Selbstständigkeit, Verantwortung, Selbstwahrnehmung und Selbstbehauptung) in einer durch Arbeit bestimmten Gesellschaft“,
  • auf den Erwerb von Kenntnissen über (veränderte) Gegebenheiten in der Arbeitswelt (Entwicklung unterschiedlicher Arbeitsmärkte und -organisationen, Technisierung, Internationalisierung, Wandel in den Ausbildungs- und Berufswegen, informelle Arbeit, Eigenarbeit und gemeinnütziges Handeln),
  • auf den Erwerb „von Einsichten in das komplexe Zusammenwirken personaler, ökonomischer, technischer, sozialer, ökologischer und politischer Bedingungen, unter denen sich Arbeit vollzieht.“ (zitiert aus den Richtlinien und Lehrplänen für das Fach Arbeitslehre in der Sekundarstufe I der Gesamtschule, 1998, S. 28f.)

Für das Schulprogramm unserer Schule ergeben sich daraus wenigstens die folgenden Konsequenzen:

  • Berufsorientierung und Lebensplanung sind wesentliche Bestandteile des Schulprogramms.
  • Die Befähigung zu persönlicher Berufs(wahl)- und Lebensplanentscheidung sind Maßstab für den Erfolg des schulischen Angebots.
  • Tatsächliche Gegebenheiten, aber auch erkennbare Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt (Wandel der Normalarbeitsverhältnisse, neue Berufe, Tätigkeiten im gemeinnützigen dritten Sektor) beschreiben Inhalte des berufsorientierten Programms.
  • Die Beachtung der Komplexität technischer, wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer, politischer, aber auch ethischer Fragestellungen bestimmt die Auswahl der Arbeitsschwerpunkte.
  • Neben theoretischen Informationen, die multimedial erarbeitet werden können/müssen, ist praktisches, projektorientiertes, selbstverantwortliches, die eigenen Wünsche und Fähigkeiten berücksichtigendes Arbeiten für die Auswahl der Methoden von besonderer Bedeutung.
  • Die Vernetzung mit außerschulischen Institutionen, das Aufsuchen außerschulischer Lernorte, die Einladung von Experten und die Erarbeitung/Durchführung unternehmerischer Konzepte im Rahmen von SchülerInnenfirmen und Freiwilligenagenturen sind wichtige Hilfen für den Erwerb der genannten Fähigkeiten und Fertigkeiten.
  • In einem „Berufswahlfahrplan“ sollen die Einzelmaßnahmen nach Klassenstufen geordnet und möglichst in einen fächerübergreifenden Zusammenhang gestellt werden, sodass am Ende der Entwicklungsarbeit ein standardisiertes Programm zur Verfügung steht. Dieses muss aktuellen Erfordernissen angepasst und somit ständig optimiert werden. Da dieser Prozess in unserer Schule erst am Anfang steht, kann hier noch kein fertiges Produkt vorgestellt werden. Vielmehr sollen der heutige Zustand und als Ergänzung einige Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.

3.1 Berufsinformationen sammeln

3.1.1 Berufsberater

Im Jahrgang 8 erfolgt eine erste Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Berufsberater. Im Rahmen von zwei Unterrichtsstunden lernen die SchülerInnen den Ansprechpartner des Arbeitsamtes kennen, der sich selbst vorstellt und seinen Aufgabenbereich erläutert. Um zu gewährleisten, dass die Jugendlichen bewusst Verbindungen zwischen der Person des Berufsberaters und seinen berufswahlvorbereitenden Maßnahmen herstellen, wird unmittelbar im Anschluss an die Vorstellung (etwa eine Woche später) der Besuch im Berufsinformationszentrum (BIZ) durchgeführt.

In der Jahrgangsstufe 12 werden die SchülerInnen in zweistündigen Informationsveranstaltungen über die beruflichen Möglichkeiten mit Abitur aufgeklärt.

3.1.2 Berufsinformationszentrum (BIZ)

Nach einer kurzen Einführung des Berufsberaters erfolgt das Vertrautmachen mit der Nutzung des BIZ. Die SchülerInnen lernen die Variationsvielfalt dieses Zentrums kennen, sie haben die Möglichkeit konkrete berufsbezogene Informationen einzuholen. Diese Kennenlernphase ist allerdings zeitlich auf nur drei Unterrichtsstunden begrenzt, um die Neugier auf einen erneuten, selbstständig organisierten Besuch bei den SchülerInnen zu wecken.

3.1.3 Infobrett über aktuelle Ausbildungsplätze der Region

Am Informationsbrett für die Jahrgänge 9 und 10 werden Zeitungsausschnitte mit aktuellen Lehrstellenangeboten gesammelt. Auch die Einladungen zu Informationsveranstaltungen verschiedener Weiterbildungsinstitutionen werden hier ausgehängt. Materialien des Arbeitsamtes und Hinweise auf die Sprechstunden des Berufsberaters ergänzen das Angebot.

3.1.4 Besuche von Ausbildungsmessen

Der Besuch von Ausbildungsmessen ermöglicht interessierten SchülerInnen Kontakte zu den ausbildenden Betrieben herzustellen. Im Gespräch mit Auszubildenden können vor Ort Berührungsängste abgebaut und Informationen über das Lehrstellenangebot gesammelt werden. Eine gute Vorbereitung dieser Messebesuche kann ihre Effizienz merklich steigern.

3.1.5 Besuch der Berufskollegs am Infotag

Bei den alljährlich angebotenen Infotagen der Siegener Berufskollegs nutzen die Jahrgänge 9 und 10 die Möglichkeit einen Einblick in das Lernen an der Berufsschule zu erlangen.

3.1.6 Informationen über Bildungsgänge nach der allgemeinen Schulpflicht

Neben der Info-Veranstaltung unserer Oberstufe bieten vor allem die Berufskollegs eine breite Palette weiterführender Bildungsangebote an. Während der oben erwähnten Infotage besteht Gelegenheit sich hierüber gezielt zu informieren.

3.1.7 Besuch von Tagen der offenen Tür in Ausbildungszentren

Überbetriebliche Ausbildungswerkstätten und -zentren der Metallindustrie und des Bauhandwerks bieten Tage der offenen Tür an, die von SchülerInnen gerne als Informations- und Erlebnismöglichkeit genutzt werden. Dabei steht der Kontakt zu Auszubildenden und Ausbildern ebenso im Mittelpunkt wie die Information über die Bildungsgänge in den verschiedenen Ausbildungsberufen. Eine feste Einbindung in das Gesamtkonzept ist anzustreben.

3.1.8 Praktikumsausstellung am Dokumentationstag

Direkt im Anschluss an das durchgeführte Praktikum werden die Erfahrungen in geeigneter Weise auf- und nachbereitet. Ein Dokumentationstag außerhalb der regulären Unterrichtszeit stellt einen geeigneten Rahmen dar um diesem Anspruch gerecht zu werden. In einem bunten Programm präsentieren die SchülerInnen den Eltern, FirmenvertreterInnen und LehrerInnen auf vielfältige Weise ihre Praktikumsergebnisse. Ziel dieser Veranstaltung ist es, das Praktikum sinnvoll abzurunden und die Leistungen der SchülerInnen in dieser Phase angemessen zu würdigen. Die Vorbereitung und Gestaltung unseres Dokumentationstages erfolgt im Rahmen eines Projekttages.

Dieser Präsentationstag ist auch als Dank an die Firmen und Institutionen zu verstehen, die Praktikumsplätze zur Verfügung gestellt haben, und ganz besonders ein Dank an die BetreuerInnen, die unsere SchülerInnen drei Wochen lang begleitet haben.

Darüber hinaus bietet die von den PraktikantInnen des Jahrgangs 9 dargebotene Ausstellung den besuchenden SchülerInnen des Jahrgangs 8 einen ersten Anlass sich mit dem Thema Berufswahl zu befassen, und sie vermittelt Informationen über eine Vielzahl von Ausbildungsberufen.

Unsere intensive Zusammenarbeit mit dem Berufsberater zeigt sich ebenfalls an diesem Tag, da das Arbeitsamt mit einem eigenen Stand vertreten ist.

3.1.9 Elterninfoabend Jahrgang 10

Der Elterninfoabend zu Beginn des Jahrgangs 10 dient der Einbindung der Eltern in den Berufswahlprozess ihrer Kinder. Er fasst die wichtigsten organisatorischen Abläufe bei der Bewerbung und der Vorstellung nochmals für Eltern und SchülerInnen zusammen. Die Jahrgangsinformation wird den Klassenpflegschaftssitzungen (unmittelbar nach den Sommerferien) vorgeschaltet.

3.1.10 Firmen in der Schule

MitarbeiterInnen von Firmen haben die Gelegenheit in die Schule zu kommen und ihre Unternehmen sowie mögliche Ausbildungsstellen vorzustellen. Diese Begegnung bietet den Firmen den Vorteil geeignete LehrstellenbewerberInnen gezielt anzusprechen.

Betriebserkundungen

Im Rahmen des Technikunterrichts finden sporadisch Betriebserkundungen statt. Diese Möglichkeit erste Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln muss systematisch auf- und ausgebaut werden. Ab Jahrgang 8 sollen Betriebserkundungen in möglichst vielen Bereichen zum festen Bestandteil des Unterrichts werden. Eine denkbare Organisationsform ist die Einführung eines klassenübergreifenden Betriebserkundungstages. Im Rahmen des Streamings sind Betriebserkundungen ab Jahrgang 9 fest etabliert.

In der Sekundarstufe II werden nun vermehrt Betriebsbesichtigungen durchgeführt.

3.1.11 SchülerInnenvorlesungen

Um einen Einblick in den Hochschulbetrieb zu erhalten, besuchen die SchülerInnen besondere SchülerInnenvorlesungen, die von den Fachbereichen der Universitäten und Fachhochschulen im vierteljährlichen Rhythmus organisiert werden.

3.2 Neigungen erkennen

Lebens- und Berufsplanung

Die Möglichkeit sein (berufliches) Leben vorauszuplanen wird in Fächern wie Religionslehre oder Wirtschaftslehre thematisiert und ist in den schulinternen Lehrplänen fest verankert. Dies kann durch Projekttage zum Thema Lebensplanung vertieft werden.

Besuche beim Berufsberater

In Einzelgesprächen mit dem Berufsberater oder weiteren ExpertInnen des Arbeitsamtes sollen SchülerInnen lernen, ihre persönlichen Wünsche zu erkennen und in Relation zu den eigenen Fähigkeiten und zu den Anforderungen eines Berufes zu setzen.

Eignungstests

Eine wichtige Voraussetzung für die gelungene Berufswahl ist das Erkennen der eigenen Stärken und natürlich auch der Schwächen. Mit Hilfe spezieller Eignungstests im BIZ werden SchülerInnen bei diesem Prozess der Selbsteinschätzung unterstützt.

Mit der Teilnahme von SchülerInnen an einem ausführlichen schriftlichen Eignungstest vom geva-Institut, München, sind erste Erfahrungen gesammelt worden. Eine weitere Teilnahme an solchen Tests hängt auch von der Finanzierung ab.

Langfristig sollte angestrebt werden einen Teil der Beratung, vor allem im Bereich „Stärken und Schwächen erkennen“, den Klassenlehrern zu übertragen. Dazu sind allerdings Hilfen und Fortbildung notwendig.

In der Sekundarstufe II können unsere angehenden AbiturientInnen mit Hilfe von eigens vom psychologischen Dienst des Arbeitsamtes entwickelten Selbsterkundungsprogrammen ihre eigenen Stärken und Schwächen herausarbeiten.

3.3 Erfahrungsräume öffnen

 

Aus einschlägigen statistischen Erhebungen der Bundesanstalt für Arbeit (BfA) geht hervor, dass die Berufswahl in erster Linie durch die unmittelbaren Erfahrungen der SchülerInnen beeinflusst wird. Deswegen wird auch der Schwerpunkt der Entwicklungsarbeit an unserer Schule darauf liegen, den SchülerInnen eine Vielzahl von Erfahrungsräumen außerhalb der Schulbank zu eröffnen.

Betriebspraktikum

Das dreiwöchige Betriebspraktikum zu Beginn des Jahrgangs 9 ist derzeit der Mittelpunkt der Berufsorientierung an unserer Schule. Es ermöglicht intensivste Erfahrungen in der Berufswelt und prägt die meisten SchülerInnen langfristig. Bisher hat sich bewährt, dass die SchülerInnen ihre Praktikumsplätze selbstständig suchen. Durch unseren engen Kontakt zu den beteiligten Unternehmen und Institutionen verlaufen die jährlichen Praktika praktisch reibungslos.

Das Praktikum trägt dazu bei, dass SchülerInnen ihre Eignung für bestimmte Tätigkeiten zutreffender einschätzen lernen, bisherige Berufsvorstellungen besser beurteilen können und berufliche Alternativen für sich entwickeln. Es werden auch immer wieder positive Impulse für das schulische Weiterlernen gegeben, sodass SchülerInnen motiviert sind den nächst höheren Abschluss zu erreichen.

Dennoch: das Praktikum soll nicht primär zu einem bestimmten Beruf hinführen, obschon wir darauf achten, dass SchülerInnen einen Praktikumsplatz erhalten, der ihren eigenen Berufsvorstellungen entgegenkommt.

Die übliche Praktikumsmappe und eine Ausstellung über die verschiedenen Arbeitsfelder vertiefen die Eindrücke und animieren zur Weitergabe der gemachten Erfahrungen. Die bewährte Ausstellung sollte in Zukunft stärker gewürdigt, genutzt und der Schulöffentlichkeit präsentiert werden.

Zweites Praktikum im Jahrgang 10

Die guten Erfahrungen im Jahrgang 9 haben dazu geführt, dass vom Schuljahr 2000/2001 an den SchülerInnen des Jahrgangs 10 die Möglichkeit für ein zweites Praktikum von zwei Wochen Dauer gegeben wird.

Praktikum im Jahrgang 11

Ein zweiwöchiges Berufspraktikum in der Jahrgangsstufe 11 stellt momentan den Schwerpunkt der Berufsorientierung in der Sekundarstufe II dar. Es ermöglicht intensive Erfahrungen in der Berufswelt, die sich allerdings durch den höheren Schulabschluss und die sich daraus öffnenden höherwertigen Berufe von denen der Mittelstufe unterscheiden.

Darüber hinaus bieten sich neben den klassischen Berufspraktika „Forschungspraktika“ in den Labors der Universität/Gesamthochschule Siegen an.

Kontaktikum (geplant)

Als Vorstufe zur Praktikumsarbeit, aber vor allem auch zur Erfahrung und Überwindung geschlechtsspezifischen Berufswahlverhaltens sollte über die Etablierung eines „Kontaktikums“ nachgedacht werden. Dabei sollen Jungen und Mädchen erste Erfahrungen in geschlechtsuntypischen Berufen sammeln. Dieses Vorgehen hat sich an anderen Schulen schon vielfach bewährt.

Freiwillige Praktika

Die Schule ist bereit, den SchülerInnen auf der Suche nach zusätzlichen Praktikumsstellen zu helfen.

Einbeziehen der Berufsbilder der Eltern

Die vielfältigen Erfahrungen der Elternschaft sollten für die Berufsorientierung unserer SchülerInnen nutzbar gemacht werden. Konkrete Organisationsformen müssen noch ausgearbeitet werden.

Schnupperstudium

Den SchülerInnen, für die eine akademische Berufsausbildung feststeht, soll die Möglichkeit eines sog. „Schnupperstudiums“ in ihrem Wunschstudiengang eröffnet werden. Bei dieser Veranstaltung soll ihnen die Gelegenheit gegeben werden, das Studentenleben mit allen Konsequenzen zu erleben: Nach einer Einführungsveranstaltung durch die Zentrale Studienberatung besuchen die SchülerInnen eine Woche lang Vorlesungen, Seminare und Proseminare des gewünschten Studiengangs. Sie dokumentieren ihre Erfahrungen in Form eines Studienberichts und schließen die Woche mit einem Gespräch mit dem AStA (dem Allgemeinen Studierenden-Ausschuss) ab.

3.4 Berufswahl vorbereiten

Die Entscheidungen, die am Ende des Berufswahlprozesses fallen, können von den SchülerInnen zum Beispiel durch ein Testtraining oder durch simulierte Einstellungsgespräche vorbereitet und beeinflusst werden. Auch die eigene Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Ausbildungsweg muss in unserer Schule hilfreich begleitet werden.

Hilfe bei Bewerbungen

Die Bewerbung als wesentlicher Schritt der SchülerInnen in Richtung Berufsleben wird von der Schule unterstützt. Im Deutschunterricht wird mit Hilfe der „Mach’s richtig“-Materialien des Arbeitsamtes das Verfassen von Bewerbungsschreiben und Lebenslauf eingeübt.

Vorbereitung auf Einstellungstests

In Einstellungstests werden die Grundanforderungen der ausbildenden Betriebe abgefragt. Gerade in den Grundkursen der Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch sowie in den Naturwissenschaften, in Gesellschafts- und Wirtschaftslehre sollte die Vorbereitung auf die Praxis der Einstellungstests in die schulinternen Lehrpläne fest eingebunden werden.

Bewerbertraining

Das Bewerbertraining wird vom Arbeitsamt und von (Kunden suchenden!) Krankenkassen angeboten und teilweise schon von den SchülerInnen genutzt. Rollenspiele, in denen die Situation eines Bewerbungsgesprächs nachgestellt wird, können gut während einer Projektphase, möglichst außerhalb der Schule, eingesetzt werden.

Kontakt zu ehemaligen Schülern

Eine bisher nicht erschlossene Ressource bilden die Erfahrungen der ehemaligen SchülerInnen unserer Schule. Durch deren Einbeziehung in den Berufsorientierungsprozess könnten wertvolle Informationen übermittelt und Motivation erzeugt werden. Auch hier muss eine praktikable Organisationsform gefunden werden.

Rahmenbedingungen

Die Rahmenbedingungen, innerhalb derer sich Berufsorientierung als Teil des Schulprogramms entwickeln und durchführen lässt, werden im Wesentlichen durch Engagement und Fortbildung des Kollegiums einerseits und die zur Verfügung stehenden Organisationsformen andererseits definiert:

Aus- und Fortbildung des Kollegiums

Bisher werden die KlassenlehrerInnen der Abschlussklassen auf Konferenzen über die Berufsorientierung in den Jahrgängen 8 bis 10 informiert. Ein Studientag mit dem Thema „Was die Wirtschaft von der Schule erwartet“ hat die breite Beschäftigung mit dem Thema angestoßen.

Zur Optimierung der Berufsorientierung an unserer Schule besuchen KollegInnen derzeit verschiedene Fortbildungsmaßnahmen. Es soll sich ein Team bilden, das den Themenbereich Berufsorientierung neu strukturiert und die Durchführung der verschiedenen Maßnahmen sicherstellt. Dazu kann auch schulinterne Lehrerfortbildung (z. B. an Studientagen) beitragen. Das Kollegium ist ständig um Aktualisierung und Erweiterung seines Kenntnisstandes zur Berufsorientierung bemüht. Dies wird deutlich durch die Teilnahme mehrerer KollegInnen an den Infoveranstaltungen der Berufskollegs, an den Veranstaltungen des Arbeitskreises „Schule – Wirtschaft“ und durch die Mitarbeit im Beirat „Schule und Beruf“.

Organisationsformen

Die Organisation der Berufswahlvorbereitung an unserer Schule könnte noch optimiert werden: Ein kontinuierlicher Soll/Ist-Abgleich ist, wie bezüglich der Abschlüsse, auch für das Berufsorientierungs- und Berufswahlverhalten der SchülerInnen notwendig.

Die Ausrichtung der WPII-Angebote auf Schullaufbahn und Schulabschlüsse hat die Einführung des Fachs „Berufswahlvorbereitung“ mit sich gebracht. Hier werden fast alle bisher genannten Formen und Aktionen der Berufsorientierung eingesetzt.

Klassenneubildung ab Jahrgang 9 (Streaming)

Die Neubildung der Klassen ab Jahrgang 9 soll für die Verbesserung der Berufsorientierung genutzt werden. Homogenere Klassen ermöglichen es, diese wichtige Säule des Schulprogramms stärker im Klassenunterricht zu verankern. Andererseits wird es möglich sein, zwischen den Klassen genauer zu differenzieren.

Berufswahlfahrplan (geplant)

Mit Einführung des Streamings in den Jahrgängen 9 und 10 muss auch der eingangs erwähnte Prozess der Entwicklung einer festen Struktur zur Berufsorientierung vorangetrieben werden. Dieser soll zunächst in einem „Berufswahlfahrplan“ für die Jahrgänge 8 bis 10 und später in einem umfassenden Konzept zur Berufsorientierung für die Jahrgänge 5 bis 10 dargestellt werden. Bis zum Abschluss dieser Arbeit wird ein Zeitraum von mindestens zwei bis drei Schuljahren zu veranschlagen sein.

Schulprogramm-Säule IV – Persönlichkeitsbildung

Persönlichkeitsbildung stärkt den Menschen. 
Menschen müssen beurteilen und bewerten, entscheiden und handeln. Persönlichkeit vermittelt Sicherheit und Unabhängigkeit. Wir verstehen unsere Schule als Lebensraum, in dem sich Persönlichkeit entwickeln kann, und sehen uns als Wegbegleiter.
Zu unserer schulischen Arbeit gehört, dass wir unter der Berücksichtigung der Bedeutung des Menschenbilds für unser Handeln

Unser Menschenbild – ein Denkanstoß

Die Schule ist ein öffentlicher Raum, in welchem unterschiedliche Menschen ihre Zeit miteinander verbringen. Zahlreiche Personengruppen prägen den Schulalltag und bringen ihren speziellen Beitrag zum Gelingen des Systems Schule ein. Um Schule lebendig und in Bewegung zu halten, ist ein gegenseitiger Austausch über unser Menschenbild wichtig. Dieser stärkt das Profil der Schule und fördert die Zusammenarbeit aller Beteiligten.

An unserer Schule hat ein Austausch über das Menschenbild begonnen, das uns täglich in unserer Arbeit begleitet und somit unser Verhalten gegenüber anderen prägt. Die nachfolgenden Gedanken zum Menschenbild dienen der Anregung zur Vertiefung dieses Austauschs.

Der Mensch hat vielfältige Eigenschaften:

    •  Der Mensch ist ein kommunikatives Wesen: Er teilt sich anderen mit und empfängt die Mitteilungen der anderen.
    •  Der Mensch ist ein soziales Wesen: Er lebt als Einzelner in einer Gruppe und nimmt in dieser seine besondere Rolle ein.
    •  Der Mensch ist ein schwaches Wesen: Er ist verletzlich und weiß um die Verletzbarkeit anderer.
    •  Der Mensch ist ein starkes Wesen: Er hat Fähigkeiten, die er in die Gemeinschaft einbringt und die ihn selbstbewusst machen.
    •  Der Mensch ist ein lernendes Wesen: Er besitzt zu keiner Zeit einen lernfreien Zustand und sehnt sich stets nach Neuem.
    • Der Mensch ist ein kreatives Wesen: Er gestaltet seinen Alltag sowie sein Leben und besitzt seinen eigenen Zugang zur Problembewältigung.
    •  Der Mensch ist ein autonomes Wesen: Er ist eine selbstständige Persönlichkeit und abhängig von den Beziehungen zu anderen Menschen.
    •  Der Mensch ist ein moralisches Wesen: Er achtet auf die Unverletzbarkeit seiner Würde und schützt gleichzeitig die anderen vor Verletzung.

Aus diesem Menschenbild ergeben sich weit reichende Konsequenzen für den gegenseitigen Umgang an unserer Schule (GG = Grundgesetz):

    • Die Würde des Menschen ist unantastbar. (GG Art. 1)
    • Bei allen Handlungen in der Schule muss darauf geachtet werden, dass keine gegenseitigen Verletzungen stattfinden. Dies betrifft körperliche und seelische Verletzungen.
    • Jeder Mensch besitzt Rechte und Pflichten. (GG Art. 2)
    • Wer Rechte haben möchte, muss diese auch anderen zugestehen, da er ansonsten Gefahr läuft, in seinen eigenen Rechten beeinträchtigt zu werden. Pflichten dienen dem Funktionieren einer lebendigen Gemeinschaft.
    • Regeln gelten für alle. (GG Art. 3)
    • Der Schulalltag ist eingebettet in ein Regelsystem, das durch Übereinkunft sowie durch Vorgabe bestimmt ist. Privilegien sind fehl am Platz.
    • Die Meinungsfreiheit gilt für alle. (GG Art. 5)
    • Nur in einem Klima der Offenheit und Ehrlichkeit ist ein stressfreies Lernen möglich. Zudem führen unterschiedliche Meinungen zur Erweiterung des eigenen Horizonts.
    • Das Eigentum jedes Einzelnen muss geschützt werden. (GG Art. 14)

Die Schule ist ein Ort, in welchem sich täglich größere Mengen privaten und öffentlichen Eigentums befinden. Während das private Eigentum für die Mitarbeit und das eigene Wohlbefinden in der Schule von Wichtigkeit ist, dient das öffentliche Eigentum der Förderung effektiven Lernens und dem gemeinsamen Wohlbefinden.

Aus dem soeben skizzierten Menschenbild lassen sich zudem praktische Leitlinien für die pädagogische Arbeit und für die methodisch-didaktischen Vorgehensweisen ableiten, wie sie bereits an anderer Stelle im Schulprogramm aufgelistet sind.