Bericht Expressi-TV: https://www.youtube.com/watch?v=6aFfY21DFpE
[2017-03-28 JUDI] Zunächst einmal die schlechte Nachricht: Ja, es gibt sie bisweilen noch, die Politikverdrossenheit bei Jugendlichen. So zumindest ließen einige Schülerkommentare vorab vermuten. Und nun die gute Nachricht: Eine Podiumsdiskussion, wie sie jetzt mit fünf Landtagskandidaten als Schulveranstaltung an der GEE stattfand, kann tatsächlich dazu beitragen, das Interesse der Jugendlichen an Politik zu wecken.
Jens Kamieth (CDU), Peter Neuhaus (Die Grünen), Guido Müller (FDP), Melanie Becker, Fraktionsgeschäftsführerin der Ratsfraktion der Linken, und Tanja Wagener (SPD) stellten sich auf der Bühne in der Aula der Gesamtschule Eiserfeld nicht nur den Fragen der anwesenden Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 13, sondern begaben sich auch in den Ring eines wohl durchdachten, medial aufgepeppten Moderationskonzeptes. Oberstufenschüler zweier Kurse im Fach Sozialwissenschaften (SOWI) hatten eine Frage- und Präsentationsmethode ausgearbeitet, die es schaffte, das Interesse der Schüler an den Gästen und ihren politischen Ideen zu entfachen.
Gleich zu Anfang zählte die digitale Stoppuhr unerbittlich 30 Sekunden runter – die Zeit, die jeder Landtagskandidat zur Verfügung hatte, um sich und Inhalte seines Wahlprogramms vorzustellen. Ein Zeitlimit zwang auch die Kandidaten im zweiten Teil auf das Wesentliche. Hier folgten in einer straffen Fragerunde 20 Fragen aus Themengebieten wie Schule, Soziales und Sicherheit, Familie und Bildung.
Richtig spannend wurde es mit „Kahoot“ im dritten Teil der Veranstaltung. Ein Online- Abstimmungssystem, bei dem Politiker und Schüler mit ihren Smartphones – wieder im 20-Sekundentakt – direkt auf Fragen und Statements abstimmen konnten. Im Durchschnitt nahmen 120 Schüler an jeder Abstimmungsrunde teil. „Eine enorm große Beteiligung mit sichtbar echtem Interesse bei den Schülern“, fand Tobias Dorweiler, einer der verant-wortlichen SOWI-Lehrer. Binnen Sekunden waren die Reaktionen der Politiker und die der Schülerschaft als Balkendiagramme parallel projiziert, und bei jeder weiteren Frage steigerte sich die Neugier auf das Ergebnis sowie auf Unterschiede und Parallelen zwischen Schüler- und Politikerabstimmung. Aspekte wie z.B. „G9 sollte wieder in NRW Standard werden“ zeigten neben vielen „grünen“ Themen z.B. zum Klimaschutz, dass hier von Politikverdrossenheit bei den Schülern keine Spur war.
In der abschließenden direkten Fragerunde, in der Schüler auch die aktuellen Themen wie u.a. die gleichgeschlechtliche Ehe ansprachen, gab Tanja Wagener auf die Frage, warum sie Politikerin geworden sei, den Schülern schließlich ihre eigene Maxime mit auf den Weg: „Ich bin Politikerin geworden, weil ich mitbestimmen wollte und nicht, dass über mich bestimmt wird.“