[2016-11-09 FUCH/JÜNG] Wir gehen kurz nach dem Gong über den Flur im A-Trakt. Nanu? Es ist so auffallend still hier, menschenleer. Beinahe geisterhaft für eine so lebhafte Schule wie die unsrige. Wo sind all die jungen Leute, die sonst hier – cool und lässig – nach Stundenbeginn noch herumstanden. Wo …
… das interessante babylonische Sprachengewirr, die fetzigen fremden Rhythmen, die man gelegentlich aufschnappen konnte? Wo das fröhliche Lachen, die traurigen Blicke? Kalte Leere. Tische, Stühle. Lediglich das schöne Tafelbild haucht schulisches Leben in den verwaisten Raum. Wo sind die Geflüchteten, die uns so fremden Migranten?
Ingrid Fuchs, für die Willkommensschüler unermüdlich und vorbildlich Verantwortliche, klärt mich fröhlich auf: “Im Schuljahr 15/16 besuchten 34 Jungen und Mädchen ohne deutsche Sprachkenntnisse unsere Schule. Sie wurden in zwei Willkommensklassen unterrichtet. Im Vordergrund stand das Erlernen der deutschen Sprache. Vor den Ferien war dann jedoch klar, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler an unserer Schule bleiben konnten. Im Hinblick auf ihre schulische und berufliche Zukunft wechselten einige Jungen und Mädchen an die Siegener Berufsschulen, andere fingen ein Studium an. Mit dem neuen Schuljahr 16/17 wurden die noch verbleibenden 19 Jugendlichen in einer Vorbereitungsklasse beschult. Schnell wurde uns jedoch klar, dass wir unser Ziel – die Integration der Schüler in die Gesamtschule Eiserfeld – nur erreichen können, wenn diese unsere Regelklassen besuchen.
Gesagt, getan. Bereits kurz nach Schulstart im Sommer sind alle Mädchen und Jungen nun Teil einer Regelklasse in den Jahrgangstufen 6, 8 bis 10 und ebenfalls in der EF (11). Sie nehmen nun am ganz normalen Unterricht teil und erhalten zusätzlich täglich 2 Stunden Deutschförderung. Freundschaften sind inzwischen entstanden und für die Schülerinnen und Schüler ist klar: ‘Am meisten Deutsch habe ich nach den Sommerferien gelernt’.“
Sie sind also in unseren Klassen angekommen – und aufgenommen! Zumindest pädagogisch, verwaltungsmäßig. Ihr individuell langer und schwieriger Weg der Integration hat begonnen. Wir wünschen unseren Schülern auch weiterhin alles Gute! Wir schaffen das!