[THOM] …und in einem solchen spielt Dürrenmatts Stück „Die Physiker“, welches zur Zeit sowohl in der EF als auch in der Q2 unter verschiedenen Schwerpunkten gelesen wird. Da sich ein Theaterstück nur schwer zwischen zwei Buchdeckel pressen lässt, machten sich insgesamt fünf Deutschkurse mit drei Bussen am 23.11. 2015 auf den Weg nach Köln, um „Die Physiker“ im dortigen Horizont-Theater zu erleben.
Angesichts der Menge von Schülern hatte man dort extra eine zweite Vorstellung angesetzt, um alle in den Räumlichkeiten des Keller-Theaters unterzubringen. Zunächst etwas irritiert von der Enge, bekamen die Schülerinnen und Schüler schnell einen Eindruck davon, was „live“ bedeuten kann, wenn die Schauspieler zum Greifen nahe sind oder Schülerinnen der ersten Reihe plötzlich Teil des Stückes werden.
Die Inszenierung bot im Nachhinein reichlich Stoff für lebendige und kontroverse Diskussionen, aber in einem Punkt waren sich alle einig: Diese Theaterfahrt hat sich gelohnt. Stellvertretend für alle Beteiligten schreibt Johanna Schmidt dazu:
Am 23. November 2015 präsentierte das Horizont Theater Köln Dürrenmatts Komödie „Die Physiker“.
Nach der Veröffentlichung des Werkes 1961 wurde es in dem darauffolgenden Jahr in Zürich uraufgeführt. Die Darstellung des Horizont Theaters, unter der Regie von Reinar Ortmann, beruht allerdings auf einer vor zehn Jahren neu inszenierten Fassung des Stücks. In den Hauptrollen der Physiker waren Sunga Weineck als Möbius, Andreas Strigl als Newton und Thomas Bleidick als Einstein zu sehen.
Inhaltlich geht es in dem Stück um drei Physiker, welche in einem Sanatorium, einem durch Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd (gespielt von Christine Wolff) geleiteten Irrenhaus, leben. Die drei Physiker erdrosseln die jeweils für sie zuständigen Krankenschwestern, wobei nur der Mord an Schwester Monika, dargestellt von Maren Pfeiffer, auf der Bühne gespielt wird. Verkörpert durch Gabriele van Boxen stattet Kommissarin Voß dem Sanatorium einige Besuche ab, um die Morde aufzuklären. Schließlich dann aber die überraschende Wende, da sich zwei der Physiker als Geheimagenten entpuppen, welche den genialen Physiker Möbius jeweils für ihre Organisationen gewinnen wollen. Letztlich bringt jedoch Mathilde von Zahnd jegliche Pläne zum Scheitern, da sie sich als die einzige Irre des Hauses herausstellt, welche mit der Weltformel, die sie von Möbius klaute, nun die Weltherrschaft an sich reißen will.
Die gesehene Inszenierung hob sich in einigen Punkten von dem ursprünglichen Stück ab, was jedoch in keiner Weise bemängelt werden kann. Zunächst ist das in der Komödie beschriebene Bühnenbild stark minimiert worden, was keineswegs störte, sondern viel mehr den positiven Effekt hatte, dass der Fokus ganz auf das ausdrucksstarke Spiel der Darsteller gelegt wurde. Ein detaillierteres Bühnenbild wäre bloße Ablenkung von Inhalten gewesen, welche die Schauspieler durch ihr Spiel und den Text absolut deutlich rübergebracht haben.
Auch die Kommissarin Voß ist eine Differenzierung von der Urfassung, in welcher der Charakter ursprünglich männlich war. Diese Veränderung zeigt den modernen Charakter des Stücks und macht den Klassiker zugänglicher für jedermann.
Weiterhin arbeitete die Inszenierung die Kernthemen des Stücks, wie die Machtkonflikte Ost/West, den Umgang mit durch Wissenschaft erbrachten Waffen und Verantwortung sehr genau heraus. Dadurch, dass diese Themen auch heute noch sehr aktuell sind, gelang es der Inszenierung jeden einzelnen Zuschauer auf die dargestellten Probleme hinzuweisen.
Die Aufführung des Horizont Theaters bewies somit auf moderne, ausdrucksstarke und garantiert witzige Art die Aktualität des Klassikers und erwies sich weiterhin als eine wirklich gelungene Darstellung.