[KRAF] …die Studienfahrt der Jahrgangsstufe Q1 nach Kroatien bot eine Menge spannender Erfahrungen. Insgesamt 76 Schülerinnen und Schüler machten sich mit den betreuenden Lehrkräften auf den Weg gen Süden, um einen Einblick in Landschaft und Kultur Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas zu bekommen. Natürlich durften auch ausgiebige Bäder in der angenehm warmen Adria nicht fehlen, zumal die Wohnanlage mit kleinen Appartements unmittelbar am Meer gelegen war.
Nach Sonne und Strandleben sah es bei der Anreise nach Trogir allerdings zunächst überhaupt nicht aus. Je näher unsere Busse der Küste kamen, desto schlechter wurde das Wetter: Platzregen und Dauer-Gewitter – es waren die ersten seit etwa 2 Monaten in Kroatien. So glücklich die einheimische Bevölkerung darüber auch war – in den Bussen nahm die Skepsis mehr und mehr zu: Würde das noch etwas mit dem Wetter werden?
Aber warum durch Regen die Stimmung vermiesen lassen? Kaum in der Wohnanlage angekommen, wurden schnell die Zimmer bezogen und gleich ein erstes Bad in der Adria genommen. Da es schon dämmerte, ergab sich leider schnell ein Problem: Man konnte die zahlreich vorhandenen Seeigel nicht wirklich erkennen und so machte der eine oder andere eine unliebsame Bekanntschaft mit den stacheligen Zeitgenossen. Das war durchaus schmerzhaft und die meisten hatten Mühe, die Stacheln wieder loszuwerden.
Am nächsten Morgen machte das Wetter dann schon einen wesentlich besseren Eindruck. Mit unseren beiden Bussen ging es in das 30 km entfernte Split, wo bereits unsere Reiseführerin gemeinsam mit zwei weiteren Stadtführerinnen auf uns wartete, um uns durch die Altstadt der insgesamt zweitgrößten Stadt Kroatiens zu führen. Herzstück von Split ist der Palast des römischen Kaisers Diokletian, der zu großen Teilen – ober- und unterirdisch – erhalten ist und wirklich beeindruckt. Im Anschluss an den Rundgang bestand die Möglichkeit, noch ein wenig zu bummeln oder die in den zahlreichen Restaurants angebotenen, leckeren Speisen zu genießen. Einige erklommen den Spliter Hausberg Marjan, um von oben einen Blick über die Dächer der Stadt zu erhaschen.
Am Abend stand dann ein erster Besuch in der Altstadt von Trogir – genau wie der Diokletian-Palast Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes – auf dem Programm. Dort wurde auf dem schönen Marktplatz beste Unterhaltung geboten, es konnte zur Musik einer Cover-Band nach Herzenslust getanzt werden. Und dass diese Band Geschmack hat, wurde auch schnell deutlich: Nachdem wir die Gruppe über unsere Herkunft unterrichtet hatten, ließ sie es sich nicht nehmen, ein laut über den Platz schallendes „Gesamtschule Eiserfeld ist the best“ zum Besten zu geben.
Trotz einer eher kurzen Nacht waren am nächsten Morgen alle bereit zu einem Ausflug in den Krka-Nationalpark, einer beeindruckenden Flusslandschaft mit zahlreichen kleinen und größeren Wasserfällen. Am größten Wasserfall konnte dann auch ein Bad in dem aufgrund des hohen Kalkgehalts herrlich türkisblau schimmernden Wassers genossen werden. Eine solche Landschaft hat man natürlich nicht für sich alleine und so musste man sich ständig durch wahre Menschenmassen kämpfen. Auch die Shuttle-Busse zum Parkplatz waren hoffnungslos überfüllt – da fehlte nur noch jemand, der von außen die Personen in die Busse schiebt. Trotzdem war es ein schönes Erlebnis.
Der nächste Morgen sollte dann etwas früher beginnen, da eine etwa dreistündige Fahrt nach Mostar auf dem Programm stand. Alle waren sichtlich gespannt, was sie denn erwarten würde, schließlich musste die Grenze zu Bosnien-Herzegowina passiert werden – ein Land, das vielen noch eher unbekannt ist und nach wie vor stark mit dem Krieg in den 1990er-Jahren verbunden wird. Historisch und kulturell ist Bosnien-Herzegowina aber eines der spannendsten Länder Europas. Dort leben mit den orthodoxen Serben, den muslimischen Bosniaken und den katholischen Kroaten drei Volksgruppen, die darüber hinaus auch noch drei unterschiedlichen Religionen angehören. So entstehen multikulturelle Innenstädte, die in ihrer Vielfalt ihresgleichen suchen.
Das wollten alle in Mostar erleben – der Stadt, in der die weltberühmte alte Brücke die orientalisch geprägten Altstadt mit den mehrheitlich von Kroaten bewohnten Stadtteilen verbindet und in der die muslimische Kultur in Form der zahlreichen Moscheen und des Türkischen Hauses entdeckt werden kann.
Bei sonnigem Wetter fuhren wir gut gelaunt die Küstenautobahn in Richtung bosnisch-herzegowinischer Grenze. Die Staus dort waren überschaubar und so wurde der erste Bus auch recht schnell abgefertigt und nach Ausweis- und Kofferraumkontrolle (ja, auch einer Schülergruppe traut man nicht – es könnten ja illegale Passagiere an Bord sein) ins Land gelassen. Nun wurden die Ausweise aus dem zweiten Bus gescannt. Plötzlich verließ der grimmig drein schauende Grenzbeamte sein Haus und betrat den Bus. Sein Augenmerk galt zwei Schülerinnen, deren Ausweise angeblich vermisst und daher bei Interpol registriert waren. Tatsächlich hatten beide ihre Ausweise einmal verloren, allerdings auch längst wieder zurück erhalten. Diese Information war bei den bosnischen Behörden offenbar nicht angekommen und so mussten die beiden unverzüglich mit ins Grenzbüro kommen. Dort wurde in einer fast anderthalbstündigen Prüfung sichergestellt, dass es sich – man beachte die Ironie – nicht um gesuchte Schwerverbrecher handelte. Die Einreise wurde ihnen dennoch verweigert. Aus Solidarität verzichteten auch alle anderen Businsassen auf den Mostar-Besuch und so ging es für die Hälfte der Gruppe zurück nach Trogir. Dort führte uns unsere Reiseleiterin mit informativen Beiträgen durch die venezianische Altstadt, während der andere Teil Mostar erkundete. Als am späteren Abend alle wieder bei Musik und Tanz in Trogir vereint waren, gab es natürlich eine Menge zu besprechen…
Der letzte Tag stand schließlich für alle zur freien Verfügung. Ob ein ausgiebiges Sonnenbad, eine Bootsfahrt durch die Inselwelt vor der kroatischen Küste oder ein Ausritt entlang des Strands – alle genossen bei bestem Wetter den Abschluss einer wirklich gelungenen Studienfahrt. Etwas wehmütig, aber dennoch gut gelaunt traten wir dann die 20stündige Heimreise nach Siegen an.