(2015-08-12, JÜNG) Schwierig oder schwer? Dem “Sejerlänner” ist das oftmals nicht so wichtig. Hauptsache, man versteht ihn. Wie aber ist das mit Englisch? Wie motiviert man SchülerInnen für dieses schwere/schwierige Fach? Ein etwas unkonventioneller Weg wäre etwa der folgende:
Als hintersinniger Schulleiter rufe man den gesamten Jahrgang 10 nach der Stundenplanausgabe am ersten Schultag zusammen und stelle ihn vor die Wahl: Doppelstunde Englisch oder Transport einiger Schränke aus dem alten Lehrerzimmer einer ehemaligen Realschule am Hengsberg zum neuen Lehrerzimmer einer Gesamtschule Eiserfeld am Teilstandort Hengsberg . Wie entscheiden sich die Probanden wohl? Natürlich gegen die Doppelstunde Englisch und für den Transport der Schränke. “Machen wir!”
Was? Der Schulleiter sagt, man solle einen Schrank zu viert tragen und jeweils einen Ersatzmann daneben haben? Pippifax! Das machen wir doch mit links. Ohne die Mädchen. Die sollen ohnehin doch nur die Böden tragen.
Am ersten Schrank aus dem ehemaligen Lehrerzimmer lernt nun auch Daniel den Unterschied zwischen schwierig und schwer. Und das bei schwülen 34 Grad. Sind 200 Meter wirklich so lang? Hat da nicht der Schulleiter untertrieben? Und überhaupt – von der Treppe zum Neubau für die 5er und 6er hat der ja gar nichts gesagt. Sobald das neue Lehrerzimmer erreicht ist, freut sich der Schulleiter über das “verrückte” Möbelstück. “Jetzt aber ´ran Daniel, da drüben stehen noch mehr Schränke!” Daniel und seine Klassenkameraden trollen sich gen Osten und starren einen neuen Schrank an. Ist das schwieriger oder schwerer als die Englisch-Doppelstunde? Erste Zweifel keimen!
Auch Larissa findet die zunächst leichten Schrankböden nach 170 Metern als zunehmend schwer. War doch eine schwierigere Aufgabe als zunächst angenommen. Und sie schwitzt! “Herr … , ich hätte lieber Englisch! Das ist nicht so schwer!” “Ja, wenn du dich beeilst, kannst du auch noch das Ende der Englisch-Stunde miterleben.” Larissa schwitzt, geht zurück und sieht weitere Schrankböden auf sich zukommen. Sie liebt Englisch plötzlich.
Nach dem zweiten Schranktransport fragt Daniel, ob denn Englisch jetzt häufiger ausfalle. “Nein, nur heute.” Jetzt möge er sich aber mit der Gruppe an den dritten Schrank begeben. Man wolle Englisch, das sei nicht so anstrengend, und auch nicht so schwer. Wenn auch etwas schwieriger als das Tragen von Schränken. Er habe Englisch halt schon immer gemocht und wolle jetzt gerne Vokabeln lernen. “Natürlich, sobald du den nächsten Tisch hier hochgetragen hast.”
Nach 90 Minuten fordert Daniel sein Recht auf Freizeit ein. Die Doppelstunde sei vorbei. Jetzt sei ohnehin Pause. Er freut sich aber dann doch, als alle Möbel vom alten Lehrerzimmer zum neuen Standort getragen worden sind. Ihm ist es egal, dass dort jetzt die Lehrer ein Arbeitszimmer haben. Er hat ein Recht auf Englisch! Vor allem bei 34 Grad. Dienst für die Schulallgemeinheit hin oder her!
Natürlich! Morgen sei die nächste Doppelstunde, könnte der Schulleiter etwa sagen. Und Daniel könnte sich sogar darauf freuen. Englisch ist schwierig, aber halt nicht schwer! Gut, dass man als Schüler Englischunterricht hat.
Ja, so könnte es sein! Aber, so motivieren wir natürlich nicht. Nur dann, wenn wir nicht auf städtische Umzugsfachleute warten wollen. Hauptsache, die neue Schule kann gut starten, egal ob schwierig oder schwer. Und was machen die Lehrer? Die tragen natürlich für alles schwer an der Verantwortung. Gar nicht so schwierig, oder?