(28.03.2015, JÜNG) Ich gehe über den Flur und sehe viele Schüler, die sich angeregt unterhalten. Wie immer. Moment! Reden die englisch? Ich stutze. „Was macht ihr hier?“ Ich werde kaum wahrgenommen. Man warte auf die Prüfungen und wolle noch etwas üben. Dann ignoriert man mich wieder und diskutiert weiter auf englisch. Da fällt es mir ein! Heute ist die Sprachprüfung der 10er. Eine Klassenarbeit wird durch eine mündliche Prüfung ersetzt.

Ich bin neugierig und mogle mich in einige Prüfungen hinein. Drei Schüler halten jeweils ein Referat zu einem selbst gewählten Thema. Fünf Minuten. Vor zwei Englischlehrern und zwei weiteren Schülern. Anschließend diskutiert man zu dritt über ein unbekanntes Problem. Im E-Kurs: Wohin soll die nächste Urlaubsreise gehen? Nach welchen Kriterien will man sich einigen? Ziel? Preis? Nach Florida oder doch lieber nach Las Vegas? Eine heiße Diskussion beginnt. Im G-Kurs ist es genauso. Welcher Fußballspieler gefällt mir warum? Welcher Club ist erfolgreicher und weshalb?

Die Schüler sind aufgeregt, die Lehrer scheinen es gelegentlich auch. Fünf Minuten in einer fremden Sprache zu reden ist schon recht lang. ABER: allen macht es offensichtlich trotzdem viel Spaß. Es werden angemessene Noten für wirklich gute Leistungen erteilt. Vor allem sind alle bei der Sache und sehr sprachaktiv. „Das ist seit langer Zeit das Beste, was aus Düsseldorf gekommen ist“, meint ein Kollege. Drei Schüler stimmen ihm erleichtert zu. Sie haben es gerade hinter sich. So etwas könne man öfters machen, sagt Kevin aus dem G-Kurs. Als er weg ist, lobt der Kollege, im Unterricht sage der wenig. Aber in der Diskussion sei er Spitze gewesen!

Einen Tag später ist die Stufe Q1 (12) an der Reihe. Auch hier empfinde ich eine Atmosphäre wie beim Abitur. Unbekanntes Thema aus dem laufenden Unterricht, Globalisierung. Als Historiker höre ich gespannt zu. Die Vorbereitungszeit im Prüfungsraum nebenan hat sich gelohnt. Eine Karikatur wird stimmig interpretiert. Im Geschichtsunterricht würde mir so eine Leistung schon in deutscher Sprache gefallen. Es wird eine gute Drei. Entspräche ihren üblichen Klausurnoten, meint die Schülerin und ist sehr zufrieden. Auch die Diskussion mit den beiden anderen hat sie gut bewältigt.

Die Prüfer beurteilen nach einem festgelegten Kriterienkatalog. Sehr transparent und fair. Auch hier finden Lehrer und Schüler das Verfahren gut, zeigen gute Leistungen und haben offensichtlich Spaß dabei.

Ich bin angenehm überrascht. Eine Prüfungssituation, die allen gefällt? In der Tat, es ist wohl so. Vielleicht liegt´s an der perfekten Planung der Tage durch meine Englisch-Kollegen, vielleicht aber auch daran, dass die Schüler bestens vorbereitet sind. Vielleicht aber einfach auch daran, dass unsere Schüler in Englisch gute Leistungen erbringen. Vielleicht an allem. Egal, mir hat´s gefallen!