(judi / Fotos: Julian Puchelt). Mit über 600 Besuchern in zwei Abendveranstaltungen und drei Schüleraufführungen haben das Stück „Remember Me“ und die Theatergruppe gee whiz! sicher schon Schulgeschichte an der Gesamtschule Eiserfeld geschrieben. Ein außergewöhnliches Jugendtheaterprojekt auf einem außergewöhnlich hohen Niveau. Da bot es sich an, Nora Dakak, Karo Hampe, Annika Moos, Franziska Stenke, Meike Krämer und Johanna Schmidt von gee whiz! einmal selbst zu interviewen und rund um die Inszenierung von „Remember me“ (s. auch SZ) mehr zu erfahren. Fünf der sechs Darstellerinnen fanden sich zum Interview ein, um über das Making-of des Stücks, das Thema Mobbing allgemein und den Reiz von Theaterluft im Besonderen zu sprechen. (weiter zum Interview)
Was reizte euch gerade an dem Stück „Remember me“?
Franzi: Vor allem, dass es ein Stück für Mädchen ist. Klar, Johanna spielt einen Jungen. Aber es war nicht leicht ein Stück zu finden, das zu uns allen passt. Einige Stücke sprachen uns nicht an, andere waren zu – naja, – zu krass.
Meike: „Remeber me“ hat aber auch Rollen für unser Alter. Und Mobbing – das ist ja an allen Schulen und generell ein bekanntes Thema. Es ist aktuell und realitätsnah.
An Johanna: Wie bereitet man sich denn als Mädchen auf die Rolle eines Jungen vor?
Johanna: Es war schon schwer einen auf Junge zu machen. Ich habe Klassenkameraden beobachtet, wie sie reden, wie sie gehen mit der Hose im Schritt. (Lachen) Aber ich habe auch Brüder – so hatte ich eine Vorstellung davon, wie ich mich verhalten soll.
Wie gelingt es euch in der Vorbereitung zu klären, wer welche Rolle spielt? Gibt es auch mal Konkurrenzkampf? (Lachen und Nicken)
Meike: Wir lesen die Rollen erst einmal laut vor, und dabei entscheidet es sich dann schon manchmal. Lutz macht auch Vorschläge dazu. Johanna war für die Rolle von Cederic schnell klar – sie hat die kräftigste Stimme!
Franzi: Für mich war sofort die Rolle der Krähe ansprechend. Ich mag etwas abgründigere Rollen. Letztes Jahr habe ich schon die Böse gespielt – das ähnelte sich und gefiel mir.
Nora und Annika: Überhaupt waren die drei Krähen schnell besetzt. Wir konnten uns gut damit identifizieren. Wir greifen an verschiedenen Stellen des Stücks ein, lenken das Schicksal der anderen.
Nora: Eine aus unserer Gruppe war vielleicht zuerst nicht so zufrieden mit ihrer Rolle. Wir haben dann den Text etwas anders aufgeteilt, sodass für sie mehr an Rolle rauskam.
Was war die größte Herausforderung für euch bei der Umsetzung des Stücks?
Franzi: Die Krähen! Definitiv. Überall sieht man ja diese schwarzen Viecher. Wir mussten lernen so zu staksen wie sie und den Kopf nach vorne zu bewegen oder schräg zu legen. Nach einer Weile hab ich mich nur noch so bewegt. (Lacht).
Habt ihr schon Reaktionen von Schülern auf euer Stück bekommen?
Alle: Wir haben bisher nur Positives gehört.
Meike: Viele fanden dieses Stück sogar besser als unser erstes Stück „Rattenkind“. Einige Schüler hatten scheinbar Erfahrungen mit Mobbing gemacht und konnten sich gut in Mira aus dem Stück hineinversetzen, die ja von Cederic wegen ihrer Gehbehinderung gemobbt wird. Ein paar Jüngere – das haben wir aus den ersten Reihen mitgekriegt – hatten nicht alles verstanden und lachten an den falschen Stellen.
Franzi: Klar, die 10er, 11er und 12er im Publikum haben ganz anders reagiert. Sie lachen nicht an den Stellen wie die Jüngeren, die vielleicht noch eher mit Fragezeichen im Gesicht da saßen. Aber eigentlich muss man auch nicht alles verstehen.
Wie meinst du das?
Franzi: Ein Junge hat uns zum Beispiel gefragt, ob die Pfeiler auf der Bühne einen Wald darstellen sollten. In gewisser Weise ist es schon ein Wald, wenn Johanna da zwischen den Stäben hinter Meike durchläuft, aber jeder kann sich auch etwas anderes darunter vorstellen – da ist man frei.
Apropos „der Lauf durch diesen Wald“ – hast du dir den genau überlegt, Johanna, und wie kriegt man das immer gleich hin?
Johanna: Ich habe mir vorher alles aufgemalt, das sah dann ziemlich chaotisch aus. Natürlich gelingt das von Aufführung zu Aufführung nicht immer gleich. Ich habe mir ein paar wichtige Punkte gesetzt, wo ich unbedingt hin MUSS! Die laufe ich dann immer an.
Ihr investiert für die Proben viel private Zeit. Wollte eine von euch schon mal die Brocken hinwerfen?
Nora: Manchmal war ich unmotiviert, wollte lieber zuhause bleiben. Doch dann habe ich gedacht, es wäre blöd jetzt aufzuhören. Das Endergebnis lohnt sich doch immer wieder!
Franzi: Man kam schon mal an seine Limits. Aber aufhören? Nein, das wollte ich nie!
Dann hat eine solch hohe Qualität, wie ihr sie auf der Bühne erreicht, also auch ganz viel mit Disziplin zu tun?
Alle: Oh ja!
Eine letzte Frage: Wie geht es weiter mit gee whiz! ?
Meike: Erst mal kommen eine Menge Festivals, bei denen wir spielen oder einfach nur teilnehmen. Ich möchte auf jeden Fall auch in der 12 damit weitermachen.
Franzi: Ja, ich überlege schon… meine Eltern sind nicht so begeistert davon, wie viel Zeit fürs Theaterspielen drauf geht. Ich würde mega gern weiter machen, weil es einfach Spaß macht und man am Ende auch gerne den Erfolg genießt. Das gibt einem schon einen Kick, der Applaus auf der Bühne und so … (alle:Ja!) Aber nächstes Jahr wird`s zeitlich eng … ich muss nachdenken …
Annika: Ein neues Stück ist ja noch nicht gefunden. Wir müssen erst mal gucken, wer weiter macht, ob wir vielleicht noch jemanden brauchen … alles ist noch nicht sicher.
An dieser Stelle wünschen wir der Theatergruppe gee whiz!, dass alle weitermachen und weiterhin so erfolgreich Theater spielen können!
Vielen Dank für dieses offene und interessante Interview!
gee whiz! findet man übrigens auch auf facebook unter
https://de-de.facebook.com/GeeWhizJugendtheater
Den zugehörigen Zeitungsartikel aus der Siegener Zeitung gibt es hier.