[15.10.2013 F. Kraft] Im Rahmen des Bundesprogrammes „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ war die israelische Zeitzeugin Alisa Tennenbaum zu Gast an unserer Schule. In einem beeindruckenden Vortrag berichtete sie den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 11 und 12 über ihren Lebensweg und ihre Erfahrungen in der Zeit des Nationalsozialismus.
Alisa Tennenbaum, gebürtige Wienerin, erlebte nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten im März 1938 in Österreich deren grausames Vorgehen gegenüber der jüdischen Bevölkerung. Mit gerade einmal zehn Jahren verließ sie das Land mit dem letzten Kindertransport nach England, um dort fernab ihrer Eltern und ohne Sprachkenntnisse in einem Kinderheim unterzukommen. Die Ausführungen zu ihrer Kindheit beeindruckten die Schülerinnen und Schüler besonders, vor allem vor dem Hintergrund ihrer eigenen Entwicklung in der heutigen Gesellschaft. Berichte über unvorstellbare Repressalien gegenüber der jüdischen Bevölkerung machten deutlich, welche Bedeutung Menschlichkeit und Toleranz in unserer Gesellschaft haben – Werte, die im Dritten Reich als Verrat galten und mit drakonischen Strafen geahndet wurden.
Die Elft- und Zwölftklässler durften während des berührenden Vortrags Anteil an der emotionalen Achterbahnfahrt der Referentin nehmen, die glücklicherweise mit dem Wiedersehen von Vater und Mutter in England endete – ein Geschenk, das nur wenigen der über 10.000 nach England in Sicherheit gebrachten Kindern und Jugendlichen nach Ende des Krieges zuteil wurde. Alisa Tennenbaum berichtete von der Odyssee ihrer Mutter, die u. a. Aufenthalte in den Konzentrationslagern Auschwitz, Sachsenhausen und Ravensbrück durchstehen musste. Im Anschluss an den Vortrag hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, im Rahmen einer Fragerunde mit Frau Tennenbaum ins Gespräch zu kommen.
Der Zeitzeugenbericht führte allen die Grausamkeit vor Augen, mit der das nationalsozialistische Regime gegen Mitmenschen vorging. Vor dem Hintergrund kürzlich durchgeführter Exkursionen der Oberstufe in die Konzentrationslager Dachau oder Theresienstadt bzw. einer Studienfahrt 2012 nach Auschwitz erhielten die Schülerinnen und Schüler auf diese Weise ein authentisches Bild dieses bedrückenden Kapitels deutscher Geschichte.