[VOVA 01-07-2024]
Hektik, Effizienz und Einsamkeit – in dem Stück „Electronic City“ von Falk Richter wird an zwei wunderbaren Beispielen deutlich wie zwei Menschen, die in ihrer gesellschaftlichen Stellung unterschiedlicher kaum sein könnten, doch so ähnlich in diesem von Schnelllebigkeit globalisierten Zeitalter fühlen, denken, leben.
Der Projektkurs der Q1 von Herrn Krämer zeigte, dass man die illustrierten Gedanken und Sorgen häufig wahrscheinlich mehr nachvollziehen konnte, als einem lieb ist. 15 talentierte Schauspieler*innen nahmen uns mit in den Alltag von Joy, einer Standbykraft an der Infrafrotscannerkasse in irgendeinem Flughafen, welche erst am Abend zuvor erfährt, an welchem Flughafen auf dieser Welt sie am nächsten Morgen ihren Dienst antreten muss. Auch in die Gedankenwelt von Tom durften wir eintauchen, einem Manager, der an den Flughäfen und in den Hotels dieser Welt zu Hause ist – und genau das ist das Problem beider Figuren, die sich am Ende sogar noch viel näherstehen, als man anfänglich vermutet…
Der Kurs verdeutlichte mit dieser wunderbaren Inszenierung, unter welchem Druck man in der heutigen Welt steht, um Schritt zu halten. Oder, um es mit Toms Worten zu sagen:
„Verdammte Scheiße, schneller, ich verpass sonst wieder alles und dann bin ich raus – raus woraus?, fragt sich nur – aber diese Frage werde ich mir nicht beantworten, denn das bremst nur das Tempo und ich brauche das Tempo sonst stürze ich ab.“
(Falk Richter: Electronic City (Airport Romance), 2002).
Nicht, dass man meint, dass zwei der 15 wunderbaren Schauspieler:innen die Rolle von Tom und Joy inszenierten und der Rest als Statisten fungiert– oh nein. Der Kurs erledigte dies kollektiv, ein Satz oder ein Gedanke konnte auch mal schnell von zwei, drei oder auch mehreren Schauspieler:innen gesprochen und gespielt werden, was die Zuschauer völlig gebannt zurückließ. Spätestens mit den eindrucksvollen Tanzeinlagen und einer Portion Humor, an genau den richtigen Stellen, hatte das Ensemble das Publikum komplett in der Hand.
Es gab tosenden Applaus und Standing Ovations für ein Stück, bei dem anfänglich niemandem so richtig wusste, was man erwarten soll. Doch niemand wurde enttäuscht. Der Projektkurs und auch Herr Krämer durften sich anschließend noch eine Menge Lob und Begeisterung in einer kleinen Gesprächsrunde, bei der die Zuschauer:innen ihre „magic moments“ des Stückes mit allen teilen durften, abholen. Die Resonanz des Publikums war dabei durchweg positiv. Dabei wurde besonders die Synchronität der Schauspieler:innen gelobt, die es geschafft haben, dass man die 15 unterschiedlichen Individuen auf der Bühne ab einem gewissen Zeitpunkt als eins wahrnahm, so verloren war man in dieser wunderbaren Darstellung. Abschließend gab es nur einen ganz besonderen Wunsch aus dem Publikum: Dass der Kurs dieses Stück noch einmal aufführen möge, weil es so eindrucksvoll war.
Vielen Dank, lieber Projektkurs, für diese wunderbare Inszenierung! Ein weiterer großer Dank gebührt dem Technik-Team unter der Leitung von Herrn Kattwinkel.