[2022-04-02 JUDI] Dass Ankommen in einem neuen Land nicht gleich bedeutet, auch im weitesten Sinne wirklich angekommen zu sein, das haben die sieben Jugendlichen und eine erwachsene Lehrerin aus der Ukraine sicher nach ihrer Flucht am eigenen Leib erfahren müssen. Sie wurden vor kurzem an der Gesamtschule Eiserfeld (GEE) herzlich aufgenommen und in ihrer ersten Woche als Gruppe behutsam in den neuen Schulalltag eingeführt.
Alina ist mit ihrer Mutter Yulia hier und lernt gemeinsam mit den anderen erste deutsche Sätze, z.B. wie man mit „Herr“ und „Frau“ die Lehrer begrüßt und anredet. Jeden Tag soll zukünftig Deutsch als Fremdsprache in einer Doppelstunde unterrichtet werden, um zunächst mit einfachen Strukturen ganz allmählich einen Grundwortschatz und Sprache aufzubauen. In den anderen Schulstunden gehen die ukrainischen Jugendlichen, ihrem Alter entsprechend, in die Regelklassen und mit ihren Alterskameraden mit.
So vieles ist neu für die Zwölf- bis Siebzehnjährigen aus der Ukraine, und noch viel mehr muss verarbeitet werden. Denn darüber besteht kein Zweifel: Für die zum Teil sehr traumatisierten Jugendlichen geht es um weit mehr als nur eine neue Sprache zu lernen. „Wir müssen schon sehr sensibel vorgehen“, so Schulleiter Werner Jüngst. Einige bringen zudem eine sehr gute gymnasiale Bildung mit und sind in puncto medialem Unterricht auf einem hohen Level. Christina zum Beispiel stammt aus Mariupol und hätte in ihrer Heimat im April ihr Abitur in der Fachrichtung Kunst abgelegt – ein Traum und ein Ziel, das sie eventuell noch mit muttersprachlichem Unterricht via Internet erreichen kann.
Aktuell bemüht sich die GEE, neben dem Aufbau der Sprache Deutsch alle Ankömmlinge aus der Ukraine auch muttersprachlich in vielen Belangen des Alltags zu betreuen. Tatkräftige Unterstützung leistet dabei Slawa Rashevsky, gebürtiger Ukrainer und seit einigen Jahren Lehrer an der GEE. Ebenso stehen etliche Schüler, die aufgrund ihrer Herkunft perfekt Russisch oder Ukrainisch sprechen, übersetzend zur Seite.
Es wird einmal mehr klar, dass Hilfe für die Geflüchteten aus der Ukraine auf lange Sicht ein großes gemein-sames Projekt ist – schulisch wie gesamtgesellschaftlich.