[2020-12-22 JÜNG] Liebe Schulgemeinde, liebe Unterstützer der Gesamtschule Eiserfeld. Heute hätten die Weihnachtsferien begonnen. Wir als Kollegium würden jetzt im Rahmen der traditionellen weihnachtlichen Dienstbesprechung das abgelaufene Jahr Revue passieren lassen – die Highlights, die Patzer, das Lustige und das Ärgerliche. Dächten traurig an die im April verstorbene Kollegin Ira Scheele-Hein. Vorhin vermutlich wäre unsere Schülerschaft vom Bläserensemble aus Lehrern, SchülerInnen und Ehemaligen mit festlichen Klängen in die wohlverdiente Zeit zwischen den Jahren entlassen worden. Eine mitunter etwas kitschig-klischeehafte Phase, in die man sich aber sooo gerne fallen lässt – sorgenfrei, umgeben von Familie und Freunden, mit Geschenken und gutem Essen, geborgen.
Alles Konjunktive? Nichts von alledem? Wir stehen vor dem Weihnachtsfest 2020!
Ein wirklich knallhartes Jahr, dieses 2020! Das Jahr von Corona, Bergamo, Inzidenzen, Lockdowns und Quarantäne. Das Jahr der Covid-Patienten, Intensivstationen und Altenheime, der Virologen und Gesundheitsämter, die Zeit kaum zu ertragender Abschottung und Einsamkeit. Das Jahr einer starken Kanzlerin, aber auch der Laschen und Lauen, der Zauderer – und die Zeit politischer Rattenfängerei. Auch Zeit der Nachlässig-, der Sorg- und Verantwortungslosigkeit, des Egoismus, eines unseligen Hedonismus.
In der Schule vor allem das Jahr der Maske, fast schon gesichtslos im Wortsinn, aber absolut notwendig. Auch die Zeit des Hybridunterrichts und des Homeschoolings. Alles in allem keine schöne Zeit für uns, dafür irreal, bedrückend. Und belastend – sehr belastend für Eltern, für das Kollegium, vor allem auch für die Schülerschaft. Und dennoch: viele SchülerInnen und auch LehrerInnen vermissen schmerzlich unsere Schule – die GEE ist eben doch viel mehr als Unterricht!
Angemessenes Lamento? Das düstere Bild ist vielmehr eine Klage auf immer noch sehr hohem technischen und wirtschaftlich weitgehend abgesicherten Niveau. Schon oft standen Menschen in ihrer Gesamtheit vor Weihnachtsfesten, die alles andere als Geborgenheit und Idylle zu bieten hatten – nach großen Kriegen, schlimmen Naturkatastrophen, ja, auch nach verheerenden Seuchen. Das Leben aber hält nicht an, es geht weiter. Auch für uns!
Mit der anstehenden Impfung zeichnet sich ein wirklicher Silberstreif am dunklen Pandemiehimmel ab. Ein schmaler Strohhalm, an dem sich die Welt festhalten möchte, muss und wird. Ersehnt, gefürchtet, alternativlos.
Wenn die Raupe das Ende der Welt beklagt, dann freut sich der Schmetterling über die Zukunft! Diese Sentenz des chinesischen Philosophen Laotse passt irgendwie zu Luthers Apfelbäumchen-Prinzip. Und Hoffnung ist ja gerade auch im Weihnachtsfest zu sehen! Positiv mal im guten, alten Sinn.
Ich wünsche Euch und Ihnen allen eine ruhige, besinnliche und vor allem gesunde Weihnachtszeit und ein zukunftsorientiertes 2021!
Ihr Werner Jüngst, Schulleiter