Unser erster Latein-Unterrichtsbesuch – im Distanzlernen!
[2020-12-14 JÜNG] „Salvete discipuli!“ Lateinlehrerin Henrike Sprick begrüßt ihren Latein-Kurs EF (11) freundlich im Dialekt der antiken Kaiser Nero und Caligula. Ebenso freundlich antworten die Schülerinnen in mediterran-antiker Mundart zurück – alles digital, versteht sich. Uschi Zingler, Didaktische Leiterin, sitzt vor einem PC in der Talsbachstraße als aufmerksame Beobachterin dieser Vorführstunde zur Verbeamtung von Frau Sprick. Die wiederum weilt am Hengsberg, da sie dort gleich wieder Unterricht in ihrer 5B hat. Die Schülerinnen aber lernen eifrig zuhause vor ihren Computern und blicken zu Beginn ihrer fünften Stunde nach Plan auf ein Bild – alles Kilometer weit auseinander und in hervorragender technischer Ton- und Videoqualität. So zumindest sollte Distanzunterricht in seiner Bestform ablaufen!
Das Bild zeigt die entscheidende Phase eines antiken Gladiatorenkampfes: der Sieger hebt sein Schwert und wird wohl gleich seinen Gegner ohne Erbarmen töten. Wir heute wären von so einem mörderischen Kampf der beiden zum Tode Verurteilten wohl tief schockiert und angewidert. Doch die johlende Menge der Zuschauer in der antiken Arena verlangt förmlich nach Blut und skandiert: „Occide, verbera, ure!“ oder „Cur mortem timet?“ So steht es zumindest auf dem Arbeitsblatt. Alles klar, oder?
Uschi Zingler blickt gebannt auf das Unterrichtsgeschehen. Wird der Kurs wohl diese Sätze und noch weitere ins Deutsche übertragen können. Er wird! Dank der didaktisch-methodischen Leistungen von Frau Sprick, die sie nicht nur heute unter Beweis stellt. Schritt für Schritt erschließen sich die Schülerinnen selber einen lateinischen Text zum Gladiatorenkampf, der zum Schluss auch den antiken Philosophen Senca seine tiefen Zweifel an diesem inhumanen Spektakel äußern lässt. Frau Zingler ist angetan vom Zeitbezug, der sie sofort an (öffentliche) Hinrichtungen im Iran oder anderswo denken lässt. Also gar nicht so antik, leider!
So spannend und aktuell kann das Fach Latein sein. Einfach ist es sicher nicht, aber sehr interessant und ganz offensichtlich gefällt es auch dem leistungsstarken Kurs, denn zum Stundenende ist der Text korrekt übersetzt. Frau Zingler meint, dass man nach einiger Zeit gar nicht mehr so richtig merkt, dass alle Teilnehmer nur digital miteinander kommunizieren. Distanzunterricht kann Spaß machen und zugleich sehr erfolgreich sein.
Ja, und was haben die Zuschauer nun den beiden Todgeweihten zugerufen? Versuchen Sie´s mal selber! Frau Zingler hat´s auch geschafft – und das hat bestimmt nichts mit der deutschen Übersetzung zu tun, die ihr verdeckt vorlag! Wetten???