[2020-07-09 KRÄM] Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland lesen für den politischen Häftling Ahmet Altan und alle Menschen, die staatlicher Willkürherrschaft ausgesetzt sind .
24 Stunden-Online-Lesung
Ahmet Altan – Ich werde die Welt nie wiedersehen
10. bis 11. Juli 2020 – Beginn Freitag, 10. Juli um 19:00 Uhr (Zugang s.u.)
Am Freitag, 10. Juli 2020 startet um 19 Uhr mit einer Auftaktveranstaltung ein außergewöhnliches Online-Projekt. Schülerinnen und Schüler der Oberstufentheatergruppe des Ernst-Mach-Gymnasiums Haar in der Nähe von München und Theaterschülerinnen aus ganz Deutschland sowie Studierende der LMU München lesen 24 Stunden lang für Ahmet Altan und alle Menschen, die staatlicher Willkürherrschaft ausgesetzt sind!
Auch eine Theaterschülerin unserer Schule beteiligt sich an diesem Online-Leseprojekt. Sara Chamss von gee whiz! war sofort bereit, an dieser berührenden und mutigen Lesung mitzuwirken, um so deutlich zu machen, dass Menschenrechte täglich verteidigt und bekräftigt werden müssen.
„Ich schreibe dies in einer Gefängniszelle.
Aber ich bin nicht im Gefängnis.
Ich bin Schriftsteller.
Sie können mir am Ufer des Amazonas begegnen, an einem mexikanischen Strand, in den Savannen Afrikas. (…). Sie mögen die Macht haben, mich ins Gefängnis zu sperren; im Gefängnis halten können sie mich nicht.“
(Ahmet Altan aus seinem Buch „Ich werde die Welt nie wiedersehen“)
24 Stunden lang werden immer wieder und wieder Anfang und Schluss des Buches „Ich werde die Welt nie wiedersehen“ von Ahmet Altan gelesen.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer können sich sichtbar oder unsichtbar über den gesamten Zeitraum hinzuschalten. Zusätzlich werden kurze Filmsequenzen angeboten, die die Schülerinnen und Schüler des Ernst-Mach-Gymnasiums selbstständig entwickelt haben.
Die jungen Menschen wollen durch diesen Lesemarathon auf die unhaltbare und menschenrechtsverletzende Situation von Ahmet Altan und anderen aus zweifelhaften Gründen in der Türkei und weltweit Inhaftierten aufmerksam machen.
Wir versuchen, durch ständiges Wiederholen der immer gleichen Textstelle Monotonie und Gleichförmigkeit erfahrbar zu machen und so auf den Alltag der Inhaftierten zu verweisen.
Was das mit uns machen wird? Wir wissen es nicht. Wir wollen es zusammen mit den Zuschauerinnen und Zuschauer, die uns stückweise begleiten, erleben.
Trailer: https://vimeo.com/435559884
Zugang zur Online-Lesung:
Der Eintritt ist frei. Der Zugang erfolgt am Aufführungstag ab 18:45 Uhr über die Einstiegsseite www.blickwechsel.theater.
(Oder Anmeldung per Mail an info@blickwechsel.theater , wir senden die Zugangsdaten dann im Vorfeld zu.)
Zum Hintergrund:
Am 16. Februar 2018 wurde der große türkische Intellektuelle Ahmet Altan in der Türkei zu lebenslanger Haft verurteilt. Altan ist einer der wichtigsten, mutigsten Journalisten der Türkei, der immer offen gesagt hat, was er denkt. Ihm wird vorgeworfen, »unterschwellige Botschaften« über den Putschversuch im Jahr 2016 verbreitet zu haben.
Im September 2018 erschien sein Buch „Ich werde die Welt nie wieder sehen. Texte aus dem Gefängnis“ erschienen. Es ist eine beeindruckende Sammlung teilweise sehr persönlicher, fast philosophischer Texte, in denen Altan auf eindringliche Weise über Freiheit, sein Leben im Gefängnis und die politische Situation in der Türkei schreibt.
Ahmet Altan wurde am 25. November 2019 in München den Geschwister-Scholl-Preis in Abwesenheit verliehen. Im Zuge der Corona-Krise wurden in der Türkei 90000 Inhaftierte entlassen, das Amnestiegesetz gilt aber nach wie vor nicht für die politischen Gefangenen. Der 70-jährige Ahmet Altan (und andere Schriftsteller, Intellektuelle und Regierungskritiker) befinden sich immer noch in Haft.
Verantwortlicher für dieses Projekt ist der Theaterlehrer Thomas Ritter aus München. Ihn und seine Gruppe von „Spurensuche“ verbindet unsere Jugendtheatergruppe gee whiz! durch die Begegnungen beim Schultheater der Länder 2018 in Kiel und den Theatertagen am See 2019 in Friedrichshafen.
Unterstützt wird Thomas Ritter von Amelie Althaus.
Das Projekt wird von der Bürgerstiftung Haar finanziert.
Die Organisatoren freuen uns über Spenden, die je zur Hälfte zur Deckung der Unkosten verwendet und der Organisation „Writers in Prison“ zur Verfügung gestellt werden.