[2019-07-14 MEIN / Foto: Luke S. 7E] „Morgen mehr!“, gab Anne Frank sich selbst ein Versprechen, nachdem sie ihren ersten Tagebucheintrag geschrieben hatte. Das war im Sommer 1942. Am 12. Juni, einem warmen Sommertag, wäre Anne 90 Jahre alt geworden. Rund um diesen Geburtstag beschäftigte sich die 7e mit der Lektüre „Alles über Anne“, worin die Biografie der berühmten Zeitzeugin mit den historischen Hintergründen ergänzt wird, welche zum millionenfachen Völkermord führten.
Die Schülerinnen und Schüler gestalteten dazu liebevoll Lapbooks zur Erinnerung an Anne, oder auch aus einer veränderten Perspektive an ihre Schwester Margot und Fritz Pfeffer. Am Dienstag konnte die 7e ganz nah bei Annes Geburtshaus in Frankfurt ihr Wissen anwenden und überprüfen. Im interaktiven Lernlabor der Bildungsstätte Anne Frank kann man mit Tablets den Weg direkt ins Hinterhaus öffnen, ein virtuelles Buch über die versteckten Personen entwickeln und die Geschichte des Tagebuches ergründen. Viele Schülerinnen und Schüler fanden diesen Teil der Ausstellung besonders interessant, denn sie konnten die Zeichnungen aus der Lektüre und die Filmszenen mit einem Blick in die Prinsengracht 263 in Amsterdam vergleichen, ohne dorthin zu reisen.
Was habe ich mir gemerkt? Erstaunlich viel! Ein Quiz ergab bereits gute Ergebnisse, die Klasse konnte aber die Trainerin auch mit Detailwissen und durch einen professionellen Mediengebrauch überzeugen.
„Morgen mehr!“ ist allerdings keineswegs nur ein Anne-Frank-Museum. Vielmehr geht es um verschiedene Formen der Aneignung von Geschichte und um Auseinandersetzung mit dem Thema Diskriminierung in seinen vielfältigen Facetten. Gezeigt werden Jugendliche, die ihre eigene Geschichte erzählen, Berichte über Rassismus in den USA im 19. Jahrhundert, Biografien von Annes Zeitgenossen aus Konzentrationslagern, aktuelle Blogs, z.B. von Malala Yousafzai.
Für die Fächer Deutsch und Gesellschaftslehre fügen sich die Themen unseres siebten Schuljahres an dieser Stelle zu einem Ganzen: „Schule ohne Rassismus“.
Wie entstehen Rassismus, Ausgrenzung, Diskriminierung? Was ist „normal“? Was ist „abweichend“? Wie schleichen sich solche Verhaltensweisen ein? Die Racist Glasses etwa zeigen, wie subtil Assoziationen geweckt werden können, die zur Abwertung anderer Menschen führen. Im Spiegel staunt man, wie schnell aus Nebensächlichem ein Bewertungsmodus entsteht mit ungeahnten ersten Schlussfolgerungen über den Charakter und schließlich bis hin zur Akzeptanz oder Ablehnung in der Gesellschaft.
Der Versuch eine Person perfekt zu bekleiden will nicht gelingen. Immer gibt es jemanden, der einen Mangel findet. Mal ist der Rock zu lang, mal der Ausschnitt zu tief. Nie kann man alle zufriedenstellen. Die Beurteilung des Outfits wechselt mit der Perspektive des Betrachters.
Nach intensiver Einzel- und Gruppenarbeit und einer vertiefenden Diskussion bedankte sich die Gruppe herzlich für das Angebot dieses „anderen“ Museums.
„Muss ich jetzt noch alle durch die Altstadt führen und ihnen die Paulskirche zeigen?“ fragte Felix, der sich in Frankfurt bereits gut auskennt. – Nein, das machen wir mal an einem 9. November! Heute ist die Zeit zu knapp. Nach der langen Fahrt und konzentrierten Arbeit muss nicht nur das Hirn, sondern auch der Magen gefüllt werden!
Die größte Herausforderung des Ausfluges ergab sich am Nachmittag: Wie findet man als Reisender den Weg zum Bahnhof, wenn man zuvor in einen Stadtteil jenseits des Mains gefahren ist? Die Antwort wurde nach längerem Nachdenken gefunden: Man könnte Einheimische nach dem Weg bzw. nach der richtigen Bus- oder Bahnlinie fragen. Erkenntnis: Man sollte ins Grübeln kommen, wenn in Fahrtrichtung die Straßen menschenleer werden – dann ist man wohl kaum auf dem Weg zum Frankfurter Bahnhof! Das ist übrigens in London ganz ähnlich!