Gemeinsame Lesung für Grund- und Gesamtschüler an der GEE

[2019-06-29 MEIN] Nicht immer kommt Begeisterung auf, wenn es darum geht, sich im Deutschunterricht mit Gedichten zu beschäftigen. Dass Lyrik riesigen Spaß machen kann, vermittelte Dr. Uwe Michael Gutzschhahn den Schülerinnen und Schülern der Grundschule und der Gesamtschule Eiserfeld in vier informativen und unterhaltsamen Stunden am 17. Mai in der Mensa am Hengsberg. Vor Jahren kamen häufiger Autoren in die Gesamtschule, um ihre Werke vorzustellen, so etwa Tillmann Röhrig, Klaus Peter Wolf oder Josef Reding.

Heute sind Autorenlesungen außerhalb des bundesdeutschen Vorlesetages und der Aktion „Eine Stadt liest ein Buch“ seltener geworden. Ganz besonders gilt das für Lyrik, denn meistens stehen Kinder- und Jugendbücher oder Kurzgeschichten auf dem Programm. Ein glücklicher Zufall ermöglichte den besonderen Vormittag an unserer Schule. Gutzschhahn war nachmittags Gast im Lyrik-Seminar von Dr. Jana Mikota an der Universität Siegen und nahm sich morgens Zeit für die Kinder aus dem dritten bis siebten Jahrgang.

„Poetische Texte unterscheiden sich von der Alltagssprache. Sie verdichten, verfremden, spielen mit Reim und Klang, rühren an.“ Genau das vermittelte der Dichter, indem er seine Gedichte nicht nur vorlas, sondern ihre Entstehung vor den Kindern lebendig werden ließ, mit ihnen gemeinsam Ideen entwickelte, mit Sprache spielte.

Als aus den „Badenixen am Baggersee Nadesixen am Laggerwee“ geworden waren, fanden sie es zuerst verrückt – doch im Nu hatten die Kinder den Titel des Gedichtes heraus. Der kann ja nur „Sonnenstich“ lauten! Die Jungen bekamen ihr Fußballgedicht, in dem auch die Mädchen ihre Elfmeter versenken, und für die Mädchen reimten alle gemeinsam den mitternächtlichen Besuch eines Pferdes.

Dass Gutzschhahn, der mit einer Dissertation über Christoph Meckel promoviert wurde, nicht nur ein begnadeter Lyriker und Buchautor ist, zeigte er in der zweiten Stunde den Siebtklässlern mit einer Kostprobe zum Übersetzen: 160 Bücher namhafter Autoren hat er aus dem Englischen übertragen und zahlreiche Literaturpreise gewonnen, unter anderem im vergangenen Jahr den Deutschen Jugendliteraturpreis für sein Gesamtwerk. Einige dieser Bücher sind in unserer Schulbibliothek ausleihbar, so etwa die Nachdichtung von Paul Westons „Zorgamazoo“, eines preisgekrönten phantastischen Romans in Versform.

Eine Überraschung für den Autor hatte Rebecca Winkler mit ihren Drittklässlern vorbereitet. Sie wünschten sich das Gedicht „Sommernacht“, doch sobald Gutzschhahn zu lesen begann, stieg die ganze Klasse munter ein – und so ging es lustig weiter mit dem „Schimpfgedicht“ und anderen, denn die Kinder hatten alle Texte im Kopf. Dass der Funke übergesprungen war, vergnügte auch die Viertklässler mit ihrer Lehrerin Susanne Braun, Dr. Jana Mikota und die Leseomas der Gilbergschule, die sich als Gäste eingeschlichen hatten.

Nicht zuletzt trugen Justin Kmoch, Nils Schumann, und Fynn Luca Jeske aus dem Technikteam der GEE zu der gelungenen Veranstaltung bei. „Hand aufs Herz!“ – mit ihrer Begeisterungsgeste zeigten die Kinder, wie ihnen der Tag gefallen hatte – und reichten ihre Freude an Lyrik umgehend in der nächsten Schulversammlung an alle Grundschüler weiter.