[2018-11-09 MEIN/KATT/7E] Im GL -Unterricht beschäftigten sich die „Elefanten“ aus dem 7. Jahrgang mit den Hochkulturen Mittel – und Südamerikas, deren Ausbeutung und Zerstörung. Fast nichts ist geblieben von den Kunstschätzen der damaligen Zeit. Um die wenigen erhaltenen Gegenstände zu sehen, muss man weltweit in große Museen reisen. Nicht so in Siegen.
Küster Stefan Kober von der Evangelischen Nikolai-Kirchengemeinde nahm sich Zeit, den Schülern der 7E die Geschichte der einzigartigen Taufschale zu erzählen.
Diese wurde 1586 in einer peruanischen Inkawerkstatt hergestellt. Sie vereint indianische und europäische Motive auf ihrem Rand. Bevor die Silberschale nach Siegen kam, reiste sie mehrfach über das Meer, zuerst nach Angola, danach zurück nach Brasilien, wo Fürst Johann Moritz sie von einem kongolesischen König geschenkt bekam. Weil die Schale so einmalig ist, ist ihr Wert unschätzbar. Und doch werden in Siegen die Kinder immer noch, so wie es Johann Moritz verfügt hat, über dieser Schale getauft. Bei der Enträtselung der Inschrift stellte die Klasse begeistert fest, dass auch ihr „Elefanten-Symbol“ auf der Schale vorhanden ist. Dieser höchste dänische Orden wird unter der Devise „Magnanimi pretium“ – Preis der Großherzigkeit – verliehen. Die Erzählungen Stefan Kobers über den spanischen König Philipp II, den Achtzigjährigen Krieg sowie Fürst Johann Moritz und seine Rolle als Mäzen, Naturforscher und Architekt weckte große Neugier auf mehr Informationen. Beeindruckt war die 7e nicht nur von der Geschichte der Schale, sondern auch von dem profunden Fachwissen des Nikolaiküsters, welches er spannend vermittelte. Besuch des Stadtarchivs und Besteigung des Kirchturms stehen nun auf der Wunschliste weit oben.
In der Kirche hatte der Küster am Morgen die Kulisse für eine Theateraufführung aufgebaut, Spur zu einer weiteren verlorenen Kultur. Die Tafel eines Geschäftes mit dem verwischten Davidstern erinnerte an den 80. Jahrestag der Zerstörung der Synagogen in Deutschland. Deshalb ging die Klasse von der Kirche zum Platz der ehemaligen Synagoge. Nach einer Betrachtung des Bildes an der Bunkerwand gedachten die Schüler in einer Schweigeminute der vielen Menschen und ihres Schicksals, das seit dieser Nacht am 9. November 1938 seinen Lauf nahm.