Gesamtschule Eiserfeld und Vetter
Fördertechnik besiegeln Partnerschaft
juli
Eiserfeld. Viele Schulabgänger
finden keine Lehrstelle, Firmen klagen
über Qualifikationsmängel vieler
Bewerber um einen Ausbildungsplatz – in
der Gesamtschule Eiserfeld und bei der
Firma Vetter Fördertechnik GmbH macht
die Not erfinderisch: Gestern
besiegelten Rektor Joachim Pfeifer sowie
die Geschäftsführer Klaus Vetter und
Norbert Hammes eine interessante
Partnerschaft. Sie unterzeichneten einen
Kooperationsvertrag mit dem Ziel, Schule
und Wirtschaft miteinander zu verzahnen
- zum gegenseitigen Nutzen.
»Schon
seit vielen Jahren machen Gesamtschüler
bei uns Praktika, und zu den Lehrern
besteht ein gutes Verhältnis«, berichtet
Firmeninhaber Klaus Vetter. Mit der
Vertiefung der Beziehungen soll die
Zusammenarbeit auf eine stetigere und
intensivere Ebene gehoben werden,
erklärt Christoph Schnittert,
verantwortlicher Lehrer für die
Partnerschaft. Lehrerkollegium und
Geschäftsführung haben sich auf vier
Leitlinien der Zusammenarbeit
verständigt: Berufsorientierung,
Unterricht, Schulentwicklung und
Kommunikation.
Stichwort
Berufsorientierung: Für einen
reibungsloseren Übergang von der Schule
ins Berufsleben sollen die Schüler sich
zum einen über sich selber und ihre
Interessen klar werden. Zum anderen
sollen sie sich fundiertere Berufsbilder
bilden, bevor sie sich bewerben und ins
Arbeitsleben eintreten. Außer den
Schulpraktika in den Jahrgangsstufen
neun bis elf, die es schon lange gibt,
sollen Auszubildende der Firma mit den
Schülern Betriebserkundungen
unternehmen, die sie zuvor gemeinsam
erarbeitet haben.
Stichwort
Unterricht: In verschiedenen Fächern
lassen sich vielfältige und spannende
Bezüge zu vielen Facetten der aktuellen
und zukünftigen Wirtschaft und
Gesellschaft herstellen. Dazu sollen die
betriebliche Wirklichkeit und die
Erfahrungen des Eiserfelder
Traditionsunternehmens im Klassenraum
verwertet werden. Außer in den Fächern
Sozialwissenschaft und Technik kann sich
der Komplex so auch in Kunst und
Geschichte niederschlagen.
Stichwort
Schulentwicklung: Auch die Klassenlehrer
der neunten bis elften Jahrgangsstufen
sollen aktiv an sich arbeiten. Um die
wirtschaftliche und betriebliche
Realität stärker in den Unterricht
einzubeziehen, lernen sie in dreitägigen
Praktika bei Vetter alle
Unternehmensbereiche kennen. Zudem kann
die Schule durch Sponsoring von der
Firma Vetter profitieren und indem der
Betrieb sie bei der Materialbeschaffung
sowie bei der Beratung in praktischen
Fragen unterstützt, etwa im Technik- und
Kunstunterricht.
Stichwort
Kommunikation: Zur Steigerung des
gegenseitigen Verständnisses von Schule
und Betrieb sollen Unternehmenskultur
und Schulkonzept in regelmäßigen Treffen
und Veranstaltungen beleuchtet werden.
Auch nach außen hin wollen die Partner
ihre Projekte publik machen und auf
ihren Internetseiten über ihre
Partnerschaft informieren. Die
Partnerschaft soll als feste Einrichtung
in den Schulalltag integriert werden.
Der Vertrag ist zwar lediglich eine
Absichtserklärung, dies dürfte die
engagierten Partner aber nicht von der
Ernsthaftigkeit abhalten, mit der sie
ihr Vorhaben verfolgen. Vetter sieht auf
jeden Fall dringenden Handlungsbedarf
bei der Vermittlung der modernen
Arbeitswelt: »Fast alle wollen in die so
genannten weiße Kragen-Berufe«,
schildert der Unternehmer seine
Erfahrung.
Dabei
machten sich auch
Konstruktionsmechaniker heute kaum noch
die Hände schmutzig, müssten vielmehr
mit Computern umgehen. Die Notwendigkeit
zur Aufklärung stellte auch Norbert
Hammes fest, als er einer
Gesamtschulklasse vor zwei Wochen vom
Ausbildungsalltag erzählte. »Die Schüler
waren regelrecht geschockt«, bestätigt
die Lehrerin Ira Scheele-Hein. Die Idee
zur Partnerschaft entstand in Anlehnung
an ein Konzept der Stiftung »Partner für
Schule«, in dem Konzerne wie Siemens und
Bayer mit Schulen kooperieren. Im
mittelständisch geprägten Siegerland
planen die Lehrer der Gesamtschule,
langfristig ein Netzwerk zu Firmen zu
knüpfen, mit denen sie ähnliche
partnerschaftliche Beziehungen
entwickeln wollen wie jetzt zur Firma
Vetter. Es geht auch darum, andere
Branchen ins Boot zu holen.
Zunächst
soll zwar das Pilotprojekt der
Eiserfelder Nachbarn Formen annehmen,
doch das Kollegium freut sich auch über
die Kontaktaufnahme interessierter
Unternehmen.